Für viele Menschen ist Paris die schönste Stadt der Welt. Eiffelturm, Louvre, die romantische Altstadt und unzählige Baudenkmäler ziehen jährlich Millionen von Touristen an. Aber Paris ist auch eine Großstadt mit viel Dreck, Kriminalität und Lebensbedingungen, die für viele Bewohner der Stadt weniger gut sind. Besonders die Armut in Paris und den Vorstädten ist ein Problem.
In der vergangenen Woche konnte man in den Schlagzeilen lesen, dass es in New York laut offizieller Statistik 105 000 obdachlose Kinder gibt. Davon ist Paris zum Glück noch weit entfernt. Aber auch die Armut in Paris ist ein Problem und wird durch das schillernde Bild der Seinemetropole oft vergessen. Besonders im Winter kann man sie auf den Straßen sehen.
Obdachlosigkeit und Armut in Paris
Seit 2018 findet in Paris einmal im Jahr im Februar die Nacht der Solidarität statt. In dieser Nacht zählen tausende Freiwillige die Obdachlosen der Stadt. Im Februar 2018 ergab diese Zählung 3 035 auf der Straße Schlafende. 18 150 weitere Obdachlose hatten in den Notunterkünften der Stadt Platz gefunden. Der Prozentsatz obdachloser Frauen lag vor einem Jahr bei 12 Prozent. Das ist viel, denn 2012 waren es gerade mal 2 Prozent. Natürlich gibt es auch auf der Straße lebende Kinder. 2014 waren es in ganz Frankreich 31 000 Kinder ohne festen Wohnsitz. Aktuellere Zahlen habe ich nicht gefunden.
In der Nacht vom 7. zum 8 Februar 2019 wurde in Paris neu gezählt. Diesmal stießen die Freiwilligen auf 3622 Menschen, die auf den Straßen von Paris schliefen. Das sind 587 mehr als bei der Zählung 2018. Allerdings war dieses Jahr das Gebiet, in dem gezählt wurde, auch größer. Von den 3 622 Menschen ohne Dach über dem Kopf befanden sich 2 232 auf den Straßen von Paris, 639 in den beiden Stadtwäldern sowie Parks und 751 in Bahnhöfen, Metrostationen und Parkplätzen.
Und anderswo
Ich habe eine gute Bekannte. Sie lebt nicht in Paris, sondern in einer Kleinstadt gut 150 Kilometer entfernt. Im Januar habe ich erfahren, dass sie seit Anfang Dezember auf der Straße lebt. Sie hat mir erzählt, dass sie mal da und mal da unterkomme, mal in besetzten Häusern, mal in Notunterkünften, mal draußen. Auch, dass sie nicht mehr essen würde und unterernährt sei, weil sie keine Hilfe von anderen annehmen wolle. Deshalb ist sie sehr müde.
Ich habe versucht ihr meine Hilfe aufzudrängen, habe ihr angeboten einige Zeit zu uns zu kommen. Unsere Wohnung ist zwar klein, aber egal. Sie erklärte mir darauf hin, dass sie von anderen nicht erwarten könne, sich um sie zu kümmern. Nach diesem Gespräch ließ sie mich nicht mehr an sich ran. Auf meine Nachfragen erklärte sie mir, dass es ihr gut ginge.
Jetzt hat sie sich wieder gemeldet und mir geschrieben, dass es ihr besser geht. Diesmal hört es sich echt an. Sie sagt, dass sie wieder isst, nämlich Nudeln, die sie von einer Hilfsorganisation bekommen hat. Außerdem hat sie einen ruhigen Ort zum schlafen gefunden. Morgens geht sie in eine Einrichtung, in der sie sich aufwärmen und waschen kann. Danach sucht sie in einer Bibliothek die Stellenanzeige durch, wenn sie die Kraft dazu hat. Bei einem Arzt war sie auch. Arbeit hat sie noch keine.
Bedrückende Bilder einer Großstadt
Die folgenden Fotos stellen eine Sammlung dar, die nach und nach zusammengekommen ist. Sie zeigen die hässliche und bedrückende Seite, die Paris wie jede Großstadt besitzt. Sie dokumentieren nicht nur Obdachlosigkeit und Armut in Paris, sondern auch andere soziale Probleme und Missstände. Ich werde die Fotos auch in Zukunft ergänzen, wenn mir wieder ein dazu passendes Motiv unter die Linse kommt.
Möchtest du mehr über die negative Seite von Paris erfahren? Dann sind meine Beiträge über meine Wohnsituation und das Gesundheitssystem in Frankreich vielleicht interessant für dich.
12 Kommentare
Hallo Feli,
ich war noch nie in Frankreich, habe mir aber immer mal wieder vorgenommen, mit dem Thalys nach Paris zu fahren.
Danke, dass du auch die negativen Aspekte dieser Stadt erwähnst.
Über die Zahl der obdachlosen Kinder bin ich als Mutter sehr schockiert!
Liebe Grüße
Isabel
Liebe Isabel,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ja es schockiert mich auch immer, wenn ich Mütter mit kleinen Kindern an der Straße sitzen sehe.
Liebe Grüße
Feli
Ein wichtiges Thema. Gerade in Großstädten ist Wohnraum so überirdisch teuer, dass auch viele arbeitende Menschen ihn sich nicht mehr leisten können. Und wenn man erst mal auf der Straße gelandet ist, ist das wohl ein Teufelskreis.
Gut, dass du darauf aufmerksam machst! Ein wichtiges Thema, wie gesagt, und wird so gerne ausgeblendet.
Ich habe mir – nachdem ich in London war – überlegt, dass ich, bevor ich in eine Stadt reise, nach Organisationen suche, die vor Ort Obdachlosen helfen, um dann gezielt dort zu spenden und nicht vor den Bettlern stehen zu müssen und mir zu denken: „Soll ich jetzt was geben? wäre es nicht sinnvoller/nachhaltiger, wenn ich an eine Organisation spenden würde? Aber an welche?“
Liebe Ilona,
vielen Dank für deinen Kommentar! Interessante Frage, über die ich erst einmal nachdenken muss.
Viele Grüße
Feli
Liebe Feli!
Ja, jede Stadt hat leider auch ihre dunkle Seite… ich wurde in Paris beklaut und auch sonst werde ich mit der Stadt nicht warm, auch wenn ich sie schön finde. Das ist aber auch völlig ok und Kriminalität ist leider allgegenwärtig… manche Menschen lassen einfach keine Hilfe zu, aber auch das muss jeder selbst entscheiden. Schön, dass du es versucht hast! Spannend auch mal diese Seite der Stadt zu sehen…
liebe Grüße
Ines
Liebe Ines!
Ich war auch schon das eine oder andere Mal in einer brenzligen Situation. Neulich hat uns jemand versucht zu beklauen, der vorher auf dem selben Konzert war, wie wir. Naja, so etwas passiert eben.
Viele Grüße
Feli
Liebe Feli,
wer reist, muß sich auch mit solchen Dingen beschäftigen.
Wir dürfen die Augen nicht davor verschließen und können wirklich nur dankbar dafür sein, dass es uns gut geht und wir gesund sind. Deine Bilder und der Bericht haben mich sehr berührt.
Liebe Grüße
Tanja
Liebe Tanja,
vielen Dank für deinen Kommentar! Das gehört leider auch dazu!
Viele Grüße
Feli
Hallo Feli,
Vielen Dank für deinen Pariser Blog. Auch in der „Stadt des Lichts“ wie überall herrschen Armut, Arbeitslosigkeit sowie Drogenhandel, Verbrechen, Rassismus usw. Paris ist zwar ein Schaufenster aber im Hinterzimmer werden Abfälle versteckt.
Hervé (ein französischer Bürger)
Hallo Hervé,
vielen Dank für deinen Kommentar! Eine wirklich treffliche Metapher!
Viele Grüße
Feli
Wundert mich nicht. Ich mag Paris nicht besonders – wie Frankreich überhaupt (ich liebe London und Washington),
aber – diese Bilder, die du aus Paris eingestellt hast – die könnte ich dort ohne Probleme auch finden, leider.
Es ist für mich weniger interessant, was du uns zeigst, denn diese Entwicklung, die du hier für Paris beschreibst, die bemerke ich seit Jahren und eigentlich in allen Großstädten. Glaub nicht, dass es das in Moskau oder Peking nicht gäbe-
es ist nur versteckter. Über New York oder London muss ich in dieser Hinsicht nichts sagen. Es ist dort toll und spannend, wenn man einen guten Job hat und die Firma o.k. ist.
Hallo Julia!
Vielen Dank für deinen Kommentar! Dass man solche Fotos auch in anderen Großstädten machen kann, glaube ich gerne. Ich kann mir auch vorstellen, dass die soziale Kluft in den USA viel größer ist als in Frankreich. Nichtsdestotrotz finde ich es wichtig, solche Fotos auch zu zeigen. Es ist eben die andere SEite der Medaille.
Viele Grüße
Feli