Weihnachten in Frankreich: Das ist ein bisschen anders als in Deutschland! Denn trotz der Nähe haben wir hier andere Traditionen. In diesem Artikel stelle ich sie dir vor.
Weihnachten in Frankreich: Wenn Gott in Frankreich isst
Frankreich ist ein traditionelles Land. Deshalb hat Weihnachten hier einen hohen Stellenwert. Es ist neben dem 15. August das wichtigste Familienfest im Jahr. Weihnachten in Frankreich ist aber nicht nur das Fest der Liebe, sondern vor allem das Fest des Essens. Denn eigentlich dreht sich alles um den Genuss.
Ich verbringe Weihnachten regelmäßig bei der Familie in der Provence und kann dir deshalb einiges berichten! Los geht’s!
Frankreich in der Vorweihnachtszeit
Die Vorweihnachtszeit hat in Frankreich nicht dieselbe Bedeutung wie in Deutschland. Denn hier läuft alles seine gewohnten Bahnen. Weihnachten ist noch weit.
Zwar schmücken auch die Franzosen in der Vorweihnachtszeit ihre Wohnungen. Allerdings ist der in Deutschland so beliebte Weihnachtsschmuck wie Pyramide, Nussknacker und Räuchermännchen in Frankreich völlig unbekannt.
Hier dekoriert man eher mit Mistelzweigen und Stechpalmenblättern.
Es ist typischerweise die Zeit, in der sich deutsche Auswanderer zurück „nach Hause“ wünschen, da sie die Vorweihnachtszeit – so wie sie sie kennen – vermissen.
Aber natürlich haben wir in Frankreich auch einen Weihnachtsbaum. Die Tradition kam vermutlich über das Elsass nach Frankreich. Schon 1738 ließ Maria Leszczynska, die Frau von König Ludwig XV., einen Weihnachtsbaum im Schloss von Versailles aufstellen.
Auch Adventskalender gibt es zwar mittlerweile in jedem Supermarkt. Typisch französisch ist die Tradition jedoch nicht.
Weihnachtsmärkte in Frankreich
Im Dezember öffnen in vielen französischen Städten die Weihnachtsmärkte. Allerdings handelt es sich auch hierbei nicht um eine typisch französische Tradition.
Es ist bezeichnenderweise Straßburg, das den berühmtesten Weihnachtsmarkt in Frankreich hat.
Der „Christkindelmärik“ von Straßburg findet schon seit 1570 statt und geht ohne Frage auf eine deutsche Tradition zurück.
Denn lange Zeit war er der einzige Weihnachtsmarkt in Frankreich.
Heute gibt es aber Weihnachtsmärkte im ganzen Land. An der Côte d’Azur kann ich die Weihnachtsmärkte in Nizza und Cannes empfehlen.
Weihnachtskrippen in Frankreich
Typisch französisch kann man aber wohl die Weihnachtskrippen nennen, die Anfang Dezember in den Wohnzimmern des Landes Platz finden. Während sie im Nordosten erst am 6. Dezember zu Saint Nicolas auf den Tisch kommen, werden sie in der Provence schon am 4. Dezember zu Sainte-Barbe aufgestellt.
In der Provence haben diese teils riesigen Krippen noch eine Besonderheit. Sie stellen nicht nur Christi Geburt und die Weihnachtsgeschichte dar, sondern ein ganzes provenzalisches Dorf mit seinen Bewohnern in traditioneller Kleidung.
Die Figuren aus Ton, die Handwerker, Händler und alle anderen Dorfbewohner in Miniaturansicht verkörpern werden Santons genannt.
Die Tradition entstand Anfang des 19. Jahrhunderts in Marseille. Bis heute kann man die Santons auf speziellen Märkten, den sogenannten „foires aux santons“ kaufen.
Die Weihnachtskrippen in Frankreich bleiben übrigens in der Vorweihnachtszeit unvollständig. Das Jesuskind wird erst in der Heiligen Nacht am 24. Dezember in den Stall gelegt.
Die Heiligen Drei Könige kommen erst am 6. Januar. Wieder abgebaut wird die Krippe am 2. Februar, dem sogenannten Chandeleur (Lichtmess), dem Tag, dem Jesus in den Tempel von Jerusalem einzog.
Die letzten beiden Daten sind übrigens jedem französischen Kind ein Begriff. Denn am 6. Januar essen wir in Frankreich die Galette des Roi und am 2. Februar müssen unbedingt Crêpes auf den Tisch!
Weizen am Barbaratag in der Provence
Der Barbaratag ist in der Provence noch mit einer anderen Weihnachtstradition verbunden. Zu Sainte-Barbe, also am 4. Dezember werden Samen vom Weizen, von Linsen oder Kichererbsen in 3 Schalen mit feuchter Baumwolle ausgesät.
Wachsen sie bis zum 24. Dezember gut, verspricht das eine reiche Ernte oder im übertragenen Sinne Wohlstand im nächsten Jahr.
Der Brauch hat heidnische Ursprünge und wurde schon zu Zeiten der Römer zelebriert.
Heiligabend in Frankreich
Der Heiligabend spielt in Frankreich keine große Rolle. Viele Menschen gehen noch arbeiten, auch wenn die Schulferien in der Regel schon begonnen haben. Nur der 25. Dezember ist ein in Frankreich ein Feiertag.
In traditionellen Familien geht man am Abend des 24. Dezembers in die Mitternachtsmesse und läutet so Weihnachten ein. Der Zeitpunkt dieser „Mitternachtsmesse“ variiert vom frühen bis zum späten Abend.
Bei uns in der Provence findet während der Mitternachtsmesse häufig eine Pastrage-Zeremonie statt. Pastrage kommt von „Lou Pastre“, dem Schäfer auf provenzalisch.
Bei der Pastrage handelt es sich um eine Prozession: Schäfern und Menschen in traditioneller Kleidung kommen begleitet von Trommeln und typisch provenzalischer Musik in die Kirche. Sie tragen ein Lamm das Christus symbolisieren soll.
Gesungen wird übrigens meistens nicht auf Französisch, sondern in provenzalisch.
Die 13 Weihnachtsdesserts der Provence
Ein besonders leckerer Bestandteil der Weihnachtstradition in der Provence sind die 13 Desserts. Wir essen sie in leicht abgewandelter Form auch in Nizza.
Traditionell werden die 13 Desserts der Provence am Abend des 24. Dezembers nach dem Essen und vor der Mitternachtsmesse gegessen. In meiner Familie essen wir sie mit einem Glas Champagner auch noch mal danach und natürlich auch in den folgenden Tagen.
Die 13 Desserts stehen sinnbildlich für die 12 Apostel und für Christus. Traditionell gehören getrocknete Feigen, Rosinen, Mandeln, Wal- oder Haselnüsse, Weintrauben, Melone, Orangen, Datteln und eine exotische Frucht dazu. Außerdem dürfen weißes, rotes und schwarzes Nougat nicht fehlen.
Das 13. Dessert ist die sogenannte „pompe à huile“ (zu Deutsch Ölpumpe), ein mit Orangenblüten parfümierter und in Olivenöl getunkter flacher Kuchen.
Die „pompe à huile“ darf man nicht schneiden, sondern nur reißen, sonst erwartet einen im nächsten Jahr der wirtschaftliche Ruin.
Heute werden auch oft kandierte Früchte, Quittenbrot, Weinbirnen oder das Mandelkonfekt Calissons zu den 13 Desserts der Provence gezählt. In Nizza wird besonders gerne die „Tourte aux blettes“, eine Art Mangoldkuchen, gereicht.
Weihnachten in Frankreich am 25. Dezember
Das eigentliche Weihnachtsfest feiern wir in Frankreich am 25. Dezember.
Schon Monate vor Weihnachten haben die französischen Kinder eine detaillierte Liste mit genauen Angaben ihrer Wünsche an den Weihnachtsmann entworfen. Ich habe meine für dieses Jahr schon erhalten.
Der „Père Noël“, den niemals jemand sieht, bringt die Weihnachtsgeschenke in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember. Er platziert sie unter dem Weihnachtsbaum, vor den Kamin oder in die Schuhe, die die Kinder vorher raus gestellt haben.
In meiner Familie werden die Geschenke direkt vor dem Weihnachtsessen zum Aperitif mit einem Glas Champagner in der Hand in Empfang genommen. Es gibt übrigens ausgesprochen viele Geschenke, so dass man denken könnte, wir wären alle noch Kinder.
Das Weihnachtsessen in Frankreich
Das wichtigste Element eines gelungenen Weihnachtsfestes in Frankreich ist jedoch das ausgiebige, mehrere Stunden andauernde Festessen.
Es beginnt mit dem Aperitif. Dabei handelt es sich um Häppchen aus ausgewählten Zutaten, die mit Champagner genascht werden.
Danach gibt es das 5 bis 6 gängiges Weihnachtsessen. Zu jedem Gang wird – natürlich –ein anderer edler Tropen gereicht. Einmal im Jahr leben wie Gott in Frankreich!
Als erste Vorspeise schlürfen wir oft Austern. Danach gibt es Jakobsmuscheln, Entenstopfleber oder Schnecken.
Als Hauptgang kommen Daube, selbsterlegtes Wildschwein, anderes Wild oder auch mal einen Truthahn auf den Tisch.
Nachdem dann alle eigentlich schon unglaublich satt sind, gibt es den Käsegang auf kleinen Tellern, auf denen eine Frankreichkarte mit den in den unterschiedlichen Regionen produzierten Käsesorten aufgemalt ist.
Im nächsten Gang werden wieder die 13 Köstlichkeiten der Provence gereicht. Auch Papillotes, Pralinen in glänzendem Papier, auf das weise Zitate geschrieben sind, gibt es jetzt.
Den Abschluss des Weihnachtsessens in Frankreich macht die berühmte „Bûche de Noël“, ein Weihnachtskuchen in Form eines Baumstammes. Bei uns in Nizza sie auch gerne mal aus herrlicher italienischer Eiscreme.
Bei der Bûche de Noël handelt es sich noch um eine relativ junge Tradition, die sich erst nach dem 2. Weltkrieg in Frankreich verbreitete.
Sie geht wohl auf den ursprünglich heidnischen Brauch zurück, zur Wintersonnenwende einen Baumstamm zu verbrennen, der in Frankreich noch im Mittelalter praktiziert wurde. Dieser sollte möglichst langsam abbrennen, um, so glaubte man, die Ernte im nächsten Jahr zu verbessern.
Das Dreikönigsfest in Frankreich
Wer denkt, nach dem 25. Dezember sei Weihnachten in Frankreich vorbei, hat das Dreikönigsfest vergessen. Es wird traditionell am 6. Januar gefeiert und gehört irgendwie auch zur französischen Weihnachtstradition.
An diesem Tag wird im katholischen Glauben der Ankunft der Heiligen Drei Könige beim Jesuskind gedacht.
Um dem Ereignis zu gedenken, essen wir in Frankreich die Galette des Rois, den sogenannten Königskuchen. Er besteht aus Blätter- oder Hefeteig und ist mit eine Mandelcreme gefüllt.
Das wichtigste an der Galette des Rois ist jedoch die Saubohne, die in ihr versteckt ist. Heute wird sie oft durch eine kleine Figur ersetzt.
Wer sie in seinem Stück bekommt, wird Königin oder König und bekommt meist auch gleich ein Krönchen aufgesetzt.
Mit dem Datum sind wir übrigens nicht so streng. Man kann die Galette des Rois auch früher, später oder mehrmals essen.
FAQ Weihnachten Frankreich
Wie feiert man Weihnachten in Frankreich?
In Frankreich feiern wir Weihnachten mit einem ausgiebigen Festessen mit der Familie. Manche Menschen gehen auch in die Mitternachtsmesse.
Wird Weihnachten in Frankreich gefeiert?
Ja!
Wie lange dauert Weihnachten in Frankreich?
Das eigentliche Weihnachtsfest in Frankreich dauert einen Tag. Wir feiern es am 25. Dezember.
Wann gibt es Geschenke zu Weihnachten in Frankreich?
Die Geschenke zu Weihnachten in Frankreich gibt es am Morgen des 25. Dezembers.
Weihnachten in Frankreich Kinder
Französische Kinder schreiben schon Monate vor dem eigentlichen Weihnachtsfest einen Brief an den Weihnachtsmann mit ihren Geschenkwünschen.
Weihnachten auf Französisch
Das französische Wort für Weihnachten ist Noël.
Frankreich Weihnachten Feiertage
Frankreich hat einen Feiertag zu Weihnachten. Es ist der 25. Dezember.
Weihnachten in Frankreich Essen
Das Festessen zu Weihnachten ist sehr ausgiebig und besteht aus bis zu 6 Gängen. Typische Gerichte sind Austern, Jakobsmuscheln, Entenstopfleber, Schnecken, Wild, Truthahn, Lamm und Bûche de Noël.