Berlinerin in Frankreich hat das Design gewechselt. Es erstrahlt jetzt in den Farben der Côte d’Azur! Eine kleine Selbstreflektion.
Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie die Sozialisation, die jemand hat darüber entscheidet, was sie oder er mag. Das allerbeste Beispiel hierfür sind Farben.
Die Farben Berlins
In meiner Berliner Jugend trug ich wie alle um mich herum dunkle melancholische Farben, vorzugsweise schwarz.
Später war mein Kleidungsstil das Einzige, was mein damals noch zukünftiger Mann an mir kritisierte. Er fand, ich sei so ziemlich die am schlechtesten angezogene Frau, die er kannte. Schließlich kam er aus der Provence!
Im Gegensatz zu mir, die schwarz ziemlich cool fand, empfand er diese Farbe einfach nur als traurig. Viel lieber hätte er mich in leuchtenden Sommerfarben gesehen.
Immer nur Marcels
Also fingen wir an, zusammen Kleidung für mich zu kaufen, wobei ich gezielt nach einfachen schwarzen Shirts griff, die er dann verächtlich Marcel nannte. Als Marcel wird im französische umgangssprachlich ein Herrenunterhemd, also ein armloses Shirt bezeichnet.
Ich habe mich mal auf die Suche nach den Ursprüngen dieses Namens begeben: Die armlosen Shirts haben ihre Ursprünge im 19. Jahrhundert. Damals begannen Lagerarbeiter im berühmten Pariser Markt „Les Halles“ sie zu tragen, da sie damit mehr Armfreiheit hatten.
Die erste Firma, die die armfreien Shirts im großen Umfang aus Baumwolle herstellte, war im Departement Loire angesiedelte und trug den Namen Marcel. Im Ersten Weltkrieg wärmte das praktische Kleidungsstück dann die Soldaten der französischen und amerikanischen Armee. Erst mit der Einführung des bezahlten Urlaubs 1936 wurde der Marcel in Frankreich „demokratisiert“…
Zurück zu den Farben der Côte d’Azur
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Mittlerweile hat sich mein Farbgeschmack ein wenig geändert. Ich kleide mich ohne Frage bunter als früher. Allerdings gehöre ich immer noch nicht zu jenen, die ihr Leben lang – egal ob mit 20, 40 oder 60 Jahren -rosa tragen.
Meine Schwiegermutter und eine meiner Nachbarinnen gehören dazu. Neulich habe ich amüsiert festgestellt, dass beide, die ich zufällig schon bei der Einrichtung eines neuen Hauses beobachten durfte, sogar dieselben Farben für ihre Inneneinrichtung wählen.
Die Hauptfarbe ist, wie sollte es anders sein, rosa oder ein ins rosa gehende Lila. Neben dem azurblau ist diese Farbe ohne Frage die Farbe der Côte d’Azur und der Provence. Sie erinnert an Lavendel und den schon fast unwirklich kräftigen Ton der Bougainvilleen, die hier überall blühen.
Für mich viel erstaunlicher ist die Farbe, mit der die beiden Frauen das Lavendelrosa kombinierten: Grau!
Im Haus meiner Schwiegermutter schlugen mir riesige graue Wände entgegen. Meine Nachbarin hat ihre Küche extra so gestrichen, dass die graue Farbe so wirkt, als sei es Beton. Beide finden das total schön!
Ich selbst würde ehrlich gesagt, nie auf die Idee kommen, meine Wände betongrau zu streichen. Aber ich bin auch in Berlin aufgewachsen und habe genug grau in meinem Leben gesehen. Aber hier ist das eben anders.
Lavendelrosa und Weiß
Dennoch: Auch ich beginne mich Nizza, dem azurblauen Meer, der immerwährenden Sonne und den Farben der Côte d’Azur anzupassen. Auch dieser Blog hat nun seinen Teil davon abbekommen. Ich hoffe, es gefällt dir! Grau, ist vielleicht auch nur eine Art von dunklem Weiß.