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Das Museum Burg Posterstein in Thüringen hat zur Blogparade„#SalonEuropa – Europa ist für mich…“ geladen. Da kann ich natürlich nicht nein sagen. Deshalb wird es jetzt mal kitschig.
Europa ist für mich…
mein Kind!
Meine größte Freude also!
Meine Tochter ist jetzt 22 Monate alt. Sie ist Deutsche wie ihre Mama und Französin wie ihr Papa. Derzeit spricht sie fast nur Französisch, was für mich, ihre Mama, ziemlich irritierend ist. Aber ich bin optimistisch, dass sich das noch ändert.
Mein Kind ist ein Erasmus-Baby. Für alle, die Erasmus nicht kennen: Es handelt sich um ein Austauschprogramm, bei dem Studierende im Rahmen ihres regulären Studiums ein oder zwei Semester an einer europäischen Universität absolvieren, die nicht in ihrem Heimatland liegt.
Laut einer in der Süddeutschen Zeitung veröffentlichten Studie gab es bereits 2014 etwa eine Millionen Erasmus-Babys. Damals war meine Tochter noch nicht geboren. Laut derselben Studie lernen 27 Prozent aller Erasmus-Studenten ihren Lebenspartner während des Studienaufenthaltes im Ausland kennen. Also nicht nur ich, sondern viele andere auch, haben Europa ihre Familie zu verdanken. Das ist wundervoll!
Europa schafft Lebensglück.
Mich hat es im Rahmen des Erasmus-Programms vor elf Jahren ins südfranzösische Aix-en-Provence verschlagen. Zwei Monate vor Ablauf des Programms lernte ich meinen Mann kennen. Nach einer kurzzeitigen Rückkehr nach Berlin, um mein Studium zu beenden, ging es über einen Zwischenstopp in Grenoble nach Paris. Letztendlich bin ich geblieben. Vier Jahre bin ich zwischen Paris und Essen gependelt.
Das ist Europa: Grenzenlose Möglichkeiten, Selbstverwirklichung und die Freiheit sein Leben so zu gestalten, wie man es für richtig hält. An dem Ort, den man am meisten mag. Europa ist eine Chance, für jeden, der daran teilhat.
Europa ist für mich meine Familie, mein Leben! Ohne ein vereinigtes Europa würde meine Familie nicht existieren. Durch ein verfeindetes Europa wäre sie bedroht.
Wenn ich mal wieder bei irgendeiner öffentlichen Festlichkeit bin, wie zum Beispiel neulich beim Weinerntefest in der Pariser Vorstadt Bagneux, und es wird die Europahymne gespielt, was in Frankreich erstaunlich oft passiert, dann bin ich jedes Mal dermaßen ergriffen. Ich weiß nicht warum. Vielleicht, weil ich seit langem mal wieder meine Muttersprache höre und die einzige bin, die den Text versteht. Vor allem aber, weil es eine wundervolle Idee ist, dass alle Menschen Brüder werden und es sich in solchen Momenten so anfühlt, als wäre es wahr.
Das hört sich alles sehr naiv an. Aber genau das ist Europa für mich. Und genau so muss Europa auch sein – nicht nur für mich – damit es den Zuspruch der Menschen nicht verliert.
8 Kommentare
Herzlichen Dank für diesen tollen, persönlichen Beitrag zur Blogparade! Das ist gelebtes Europa – ich kenne das aus eigener Erfahrung 🙂 Besonders interessant finde ich auch den Fakt, dass die Europahymne in Frankreich öfter gespielt wird! Und dass es so viele Erasmusbabys gibt! Bestimmt lernt das Europakind auch noch die zweite Muttersprache, wenn ihr beide Sprachen konsequent sprecht.
Viele herzliche Grüße aus dem Musuem Burg Posterstein,
Marlene Hofmann
Liebe Marlene,
ja, die Franzosen lieben Hymnen. Das Singen der Nationalhymne hat ja eine ganz eigene Tradition.
Danke für die tolle Blogparade und viele Grüße aus Paris,
Feli
Liebe Feli,
auch von mir ein dickes Merci für deinen Beitrag zu #SalonEuropa! Ich kann dich so gut nachvollziehen, ich wäre auch in Paris geblieben, hätte ich damals nicht schon meinen Mann gekannt 😉
Die Franzosen singen generell sehr viel, leben ihre Soirées und sind sehr impulsiv und positiv eingestimmt: Savoir vivre zum ersten, Savoir vivre zum zweiten und dritten. Davon könnten wir uns manches Mal eine Scheibe abschneiden. Was ich allerdings nicht übernehmen möchte, ist das bürokratische Monster. Ich hatte mich damals als DAAD-Stipendiatin ins falsche Studienjahr eingeschrieben (=Licence), die Änderung auf das Maîtrise-Jahr nahm viel Nerven und Zeit in Anspruch.
Ich beneide dich um das Leben in Frankreich – genieße es!
herzlich,
Tanja
Liebe Tanja,
vielen Dank für deinen netten Kommentar. Manchmal vergisst man zu schätzen, was man hat. Und ja, die Franzosen lieben nicht nur Hymnen, sondern auch Regeln!
Viele Grüße aus Paris,
Feli
Moin Feli,
ja, es ist schön, was aus den zwei Erbfeinden Frankreich und Deutschland geworden ist. Das funktioniert nicht durch die Ansage der Politik, sondern von unten her – durch zwischenmenschliche Kontakte. Ohne Grenzen geht das viel besser.
Beste Grüsse
Torsten
Hallo Torsten,
ja, da hast du Recht. Grenzen braucht kein Mensch! Das können wir von den Tieren lernen.
Viele Grüße
Feli
Durch diesen Post habe ich das Wort „Erasmusbaby“ gelernt und mich sehr darüber amüsiert. Danke für die Bereicherung meines Wortschatzes! 🙂
Auch ich fand und finde die Europahymne sehr ergreifend. Als Kind habe ich sie immer am Ende von Sendungen auf ARD/ZDF gehört, da wurde sie kurz angespielt und ich habe immer darauf gelauert. Nun, in Zeiten von YouTube, geht das jederzeit. Und seit ich auf den Text geachtet habe, finde ich sie noch schöner.
Ein toller Beitrag von Dir, Kitsch muss auch mal sein 🙂
Gern geschehen! Ein so wichtiges Wort, dass du das nicht kanntest! 🙂
Schön übrigens, dass du dich auf meinen Blog verirrst. Ich lese die Geschichten von eurem Prinzen sehr gerne!
Viele Grüße nach Berlin
Feli