Wusstest du, dass die Basilika Sacré-Coeur de Montmartre normalerweise Tag und Nacht geöffnet hat, 2020 aber aufgrund des Coronavirus das erste Mal seit ihrer Erbauung geschlossen war?
Der Montmartre in Paris gilt seit jeher als heiliger Berg. In den letzten 200 Jahren hat er sich auch als Künstlerviertel etabliert. Heute ist er vor allem ein Touristenmagnet, der von keinem Parisbesucher ausgelassen wird.
Während unserer Zeit in Paris haben wir den Montmartre regelmäßig besucht. Er war neben den Seineufern mein liebstes Viertel in der Stadt. Nun ist mein Beitrag über den Montmartre in Paris endlich fertig. Er ist zweigeteilt. Der erste Teil ist der Bedeutung des Montmartre als heiliger Berg und seiner Geschichte von der Antike bis zur Neuzeit gewidmet. Außerdem nehme ich dich mit zu einem Besuch in die weltberühmte Basilika Sacré-Coeur de Montmartre und die weniger bekannte Kirche Saint-Pierre.
Im zweiten Teil werden wir einen Spaziergang durch das Künstlerviertel Montmartre unternehmen. Er erscheint bald auf diesem Blog.
Der Montmartre von Paris zwischen Antike und Gegenwart
Der Montmartre in Paris ist ein Hügel, der immerhin 130 Meter hoch ist. Er wurde schon in der Antike als heiliger Ort angesehen. In gallorömischer Zeit standen hier zwei Tempel, die den Göttern Mars und Merkur gewidmet waren. Der Berg wurde deshalb „Mons Martis“, also Berg des Mars (auf Französisch: Mont de Mars) oder „Mons Mercurii“, also Berg des Merkur (auf Französisch: Mont de Mercure) genannt.
Auch innerhalb des französischen Christentums hat Montmartre eine herausragende Bedeutung. Denn der heilige Dionysius (also Saint Denis) soll auf dem Berg Montmartre geköpft worden sein. Dionysius von Paris, wie er auch genannt wird, ist ein Nationalheiliger Frankreichs und Schutzpatron der französischen Könige sowie der Stadt Paris.
Er war ein römischer Missionar, der um 250 der erste Bischof von Paris wurde. Unter einem römischen Stadthalter wurde er jedoch verhaftet und enthauptet. Die Legende um seinen Tod wurde von seinem Biographen, dem Abt der Basilika Saint-Denis Hilduin, im 9. Jahrhundert aufgeschrieben.
Nach Hilduin wurde Dionysius mit zwei Begleitern auf dem Montmartre geköpft. Der Ort wurde fortan Mont des Martyrs, also Berg der Märtyrer genannt. Nach seiner Köpfung sei Dionysius aufgestanden, hätte seinen Kopf genommen und sei mit seinen Gefährten bis zu seinem Grab gelaufen. Am Ort des Grabes wurde im 4. Jahrhundert ein Mausoleum gebaut. Später entstand hier eben jene Basilika Saint-Denis, die heute vor den Toren von Paris liegt.
Später, im 17. Jahrhundert, war der Montmartre ein Dorf. Zu seiner Bevölkerung gehörten viele Müller, denen die zahlreichen Mühlen auf dem Berg gehörten. Mitte des 19. Jahrhunderts besaß die Gemeinde von Montmartre bereits 50 000 Einwohner. Dennoch lag sie noch immer außerhalb der Stadt Paris. Erst 1860 wurde sie der französischen Hauptstadt einverleibt und zum 18. Arrondissement.
Die Kirche Saint-Pierre de Montmartre
Schon zu merowingischer Zeit, vermutlich im 6. Jahrhundert, besaß der Montmartre eine Nekropole, also eine Totenstadt, sowie eine Kirche, die wahrscheinlich schon damals dem heiligen Dionysius gewidmet war. Im Jahr 944 wurde diese erste Kirche durch einen Sturm zerstört.
Später, im 11. Jahrhundert, besaß der Montmartre eine Kapelle, die man im Andenken an Dionysius „Kapelle des Martyriums“ nannte. Im hohen Mittelalter war diese Kapelle des Martyriums ein vielbesuchter Wallfahrtsort. 1119 schließlich wurde die Kirche Saint-Denis (die heutige Kirche Saint-Pierre) zum ersten Mal erwähnt.
Im 12. Jahrhundert beschloss König Ludwig VI. auf dem Montmartre eine königliche Abtei unter der Leitung von Benediktinerinnen, die aus Reims kamen, zu errichten. 1147 wurde sie eröffnet. Sie war dem heiligen Dionysius und der Gottesmutter Maria (Notre Dame) gewidmet. Im 13. Jahrhundert entwickelte sie sich zur bedeutendsten Abtei des Landes. Die Kirche Saint-Denis wurde fortan sowohl von den Benediktinerinnen als auch der Dorfgemeinschaft benutzt.
1611 fand man bei Bauarbeiten eine Krypta mit Altar. Da man sie für einen Zufluchtsort der ersten Pariser Christen hielt und davon ausging, dass der heilige Dionysius hier Messen gehalten hatte, stand sie zukünftig im Zentrum der Wallfahrt.
Während der Französischen Revolution im Jahr 1793 wurde die Abtei fast vollständig zerstört und die Nonnen vertrieben. Nur die Kirche Saint-Pierre überlebte die Wirren der Zeit. 1806 wurde sie wieder zum Gottesdienst freigegeben. Ihr Name wurde zu jener Zeit von Saint-Denis in Saint-Pierre umgewandelt und erinnert fortan an den Schutzpatron Petrus.
Die Besichtigung der Kirche Saint-Pierre de Montmartre
Obwohl die Kirche Saint-Pierre ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert stammt, sind viele Teile aus wesentlich jüngeren Epochen. Die Bronzetore wurden beispielsweise erst 1980 vom Bildhauer Tommasi Gismondi kreiert und sind den Schutzpatronen der Kirche, Dionysius, Petrus und Maria geweiht. Auch der Kirchenturm stammt aus dem 20. Jahrhundert.
Historisch am bedeutsamsten sind die Granitsäulen zwischen Chor und Apsis. Sie verfügen über weiße Marmorkapitelle im korinthischen Stil und stammen aus der ursprünglichen Kirche aus dem 6. Jahrhundert, vielleicht sogar von einem antiken Tempel. In jedem Fall stellen sie die ältesten Überbleibsel eines christlichen Bauwerkes in Paris dar.
Die Krypta des Martyriums des heiligen Dyonisius
Die Krypta des Martyriums des heiligen Dyonisius ist wahrscheinlich vor allem für Pilger interessant. Ich selbst habe sie nicht besichtigt, möchte sie aber der Vollständigkeit halber erwähnen. Die Krypta wurde stammt aus dem Jahr 1886 und liegt an jener Stelle, an der man das Martyrium des Dyonisius vermutete. Sie liegt in der Rue Yvonne le Tac (Hausnummer 11).
Öffnungszeiten, die man lieber noch einmal überprüfen sollte: freitags 15-18 Uhr (außer im August) sowie am 1. Samstag und Sonntag jedes Monats zur selben Zeit
Die Basilika Sacré-Coeur de Montmartre
Das wohl bekannteste Bauwerk auf dem Montmartre in Paris ist die Basilika Sacré-Coeur. Die Entscheidung zu ihrem Bau fiel in einer für Frankreich besonders schwierigen Situation. Das Land war durch die Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg stark erschüttert. Ein Teil war von den Deutschen besetzt.
In dieser tragischen Situation entstand bei manchen die Überzeugung, dass die Lage, in der sich Frankreich befand, spirituelle Ursachen hatte und keine politischen.
Deshalb schlugen der Geschäftsmann und Philanthrop Alexandre Legentil und der Baron und Maler Hubert Rohault de Fleury 1870 vor, eine Kirche zu errichten, die dem Herzen Christus geweiht war. Sie sollte der Buße der durch die Franzosen begangenen Sünden dienen. Der Erzbischof von Paris begrüßte das Anliegen und wählte den Montmartre als Standort. Der Architekt Paul Abadie übernahm die Leitung.
Der Bau der neuen Basilika wurde durch Spenden aus dem ganzen Land finanziert. Im Juni 1875 legte man den Grundstein. 1891 wurde die Basilika eröffnet, obwohl sie damals noch keine Kuppel hatte. Erst 1919, also nach dem Ende des 1. Weltkrieges, weihte sie der Erzbischof von Paris ein.
Die Besichtigung der Basilika Sacré-Coeur de Montmartre
Die Basilika Sacré-Coeur de Montmartre gehört sicherlich zu den meistbesuchten Orten von Paris. Von ihr geht eine ganz besondere Faszination aus. Dies liegt zum einen an ihrer Erscheinung. Den einen erinnert die im römisch-byzantinischer Stil errichtete Kirche an eine orientalische Moschee, der andere spricht vom Zuckerbäckerstil. Aber lieben tut sie fast jeder.
Ihre auffallend strahlend weiße Farbe verdankt Sacré-Coeur den Travertin-Steinen, aus denen sie gebaut ist. Sie geben bei Regen Calcit ab, wodurch die weiß schimmernde Farbe entsteht.
Die Basilika Sacré-Coeur de Montmartre ist 85 Meter lang, 35 Meter breit und ihre Kuppel ist 83 Meter hoch. Über dem Hauptportal thronen zwei Reiterstatuen: links Ludwig IX. und rechts Jeanne d’Arc.
Im Glockenturm der Sacré-Coeur befindet sich die sogenannte Savoyarde, eine 19 Tonnen schwere Glocke, die 1895 in Annecy gegossen wurde und ein Geschenk des Departements Savoie war. Angeblich ist es die größte funktionsfähige Glocke der Welt.
Das Innere der Basilika Sacré-Coeur de Montmartre
Wenn du Sacré-Coeur auch von innen besichtigen möchtest, bist du leider nicht der einzige. Tagsüber ist die Basilika eigentlich immer überfüllt, so dass ihr Charme etwas leidet. Das Fotographien ist im Inneren verboten, was aber viele nicht davor abschreckt, trotzdem Fotos zu machen. Übrigens findest du auf der Internetseite der Basilika einen kostenfreien Audioguide. Leider ist er derzeit nur auf Französisch, Englisch und Spanisch verfügbar.
Im Innern der Basilika Sacré-Coeur de Montmartre befindet sich das größten Christusmosaik von Frankreich (480 Quadratmeter). Das Werk von Luc-Olivier Merson zeigt einen weiß gekleideten Jesus mit geöffneten Armen und strahlendem, goldenen Herzen. Eine konsekrierte Hostie über dem Hochaltar stellt den Leib Christi dar.
Sacré-Coeur versteht sich als einziger Ort auf der Welt, an dem die eucharistische Anbetung, also die Anbetung des Allerheiligsten im Gebet, seit 130 Jahren, genauer seit dem 1. August 1885 Tag und Nacht stattfindet.
Deshalb ist die Basilika Sacré-Coeur de Montmartre täglich von 6 bis 22.30 Uhr geöffnet. Der Zugang nachts erfolgt nach Voranmeldung im Rahmen der verfügbaren Plätze. Die Gläubigen werden in Schlafsälen, Einzelzimmern und Mehrbettzimmern untergebracht. Mehr Informationen zum Prozedere und ein Anmeldungsformular findest du auf der Internetseite von Sacré-Coeur.
Vorübergehende Schließung von Sacré-Coeur
Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus in Frankreich war die Basilika Sacré-Coeur de Montmartre seit dem 16. März 2020 das erste Mal seit ihrer Erbauung geschlossen. Das ständige Gebet wird nun von Benediktinerschwestern durchgeführt. Dabei sind andere Kirchen in Frankreich weiterhin geöffnet.
Die Basilika Sacré-Coeur de Montmartre ist aber nicht nur eine Kirche, sondern auch eines der meistbesuchten Monumente der Stadt. Deshalb hat man sich wohl für die Schließung entschlossen. Das ist besonders tragisch, da Sacré-Coeur seit Oktober 2019 ihr 100-jähriges Bestehen feiert. Bis Oktober 2020 waren viele Festlichkeiten, Sonderveranstaltungen und Installationen geplant.
So konnte man beispielsweise die normalerweise der Öffentlichkeit verschlossene Krypta der Basilika besichtigen. In der Krypta war zu diesem Anlass das Lichtspektakel Présence mystérieuse von Bruno Seillier zu sehen.
Die beeindruckende Kuppel der Basilika Sacré-Coeur de Montmartre
Im Sommer 2019 war ich sozusagen in letzter Minute auch auf der Kuppel der Basilika Sacré-Coeur de Montmartre. Viele Jahre wusste ich überhaupt nicht, dass man dort hinaufsteigen kann. Während mir auch der mehrmalige Besuch des Inneren von Sacré-Coeur kaum im Gedächtnis geblieben ist, war ich von der Besichtigung der Kuppel total hingerissen. Zu meinem Glück, war sie auch noch fast leer.
Die Galerie der Kuppel befindet sich in 55 Metern Höhe, also auf gut 180 Metern, wenn man die Höhe des Montmartre berücksichtigt. Damit ist sie der dritthöchste Aussichtspunkt von Paris. Angeblich kann man bis zu 50 Kilometer weit blicken.
Noch zauberhafter wird dieser Ausblick durch die Architektur von Basilika und Kuppel, die dem Besucher das Gefühl gibt, sich auf dem Turm eines mittelalterlichen Schlosses zu befinden. Mehr über Eintrittspreise und Öffnungszeiten der Kuppel sowie Informationen zu anderen Aussichtspunkten in Paris findest du in diesem Artikel!
Und du?
Habe ich dich neugierig gemacht? Dann wird mein Spaziergang durch den Montmartre dich sicher auch interessieren! Er erscheint bald auf diesem Blog!
Oder warst du schon mal auf dem Montmartre, in der Basilika Sacré-Coeur de Montmartre oder der Kirche Saint-Pierre? Wie hat es dir gefallen? Besonders würde mich interessieren, ob du vielleicht schon einmal nachts in der Basilika Sacré-Coeur de Montmartre warst! Teile deine Eindrücke doch in einem Kommentar!
Möchtest du mehr über Paris wissen oder planst du gerade deine Parisreise? Dann schau dir meine Spaziergänge an. Bei einem Spaziergang an der Seine und einem Besuch des Marais lernst du die Stadt erst richtig kennen. Auch den Eiffelturm, den Triumphbogen und die Champs-Élysées, die Invalides, das Musée d’Orsay und das Centre Georges Pompidou solltest du auf keinen Fall verpassen. Vielleicht sind auch die besten Aussichtspunkte von Paris interessant für dich. In diesem Beitrag erfährst du außerdem die ideale Reisezeit für Paris und welche Großereignisse du auf keinen Fall versäumen solltest.
5 Kommentare
Hallo Feli, Dein Beintrag ist wie immer ganz deutlich. Weißt du aber, um welche „begangenen Sünden“ es geht? Es ist möglich, zwei verschiedenen „Sünden“ zu bestimmen. 1: Das Verlassen des Papstums 1870, was im Rahmen der Unabhängigkeit von Italien die Annektierung des Landes des Papstums bedeutete. 2:Das Verhalten des pariser Volke während des deutsch-französischen Krieges, das die Niederlage ablehnte und einen Monat lang der französischen Regierung Widerstand leistete. Dieses tragische Ereignis heißt « La Commune de Paris » und wurde durch die Macht der klerikalen adligen und bürgerlischen Reaktion vernichtet. Die hässliche Basilika Sacré-Cœur ist ein Denkmal des Sieg der Eliten über das Volk. Wir vergessen nicht.
Hallo Hervé!
Vielen Dank für deinen interessanten Kommentar! Da habe auch ich wieder was gelernt. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht um welche Sünden es sich handelte. Ich dachte, das war einfach ein diffuses Gefühl.
Was meinst du denn mit Verlassen des Papstums?
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag,
Feli
Feli, um mich (sehr) kurz zu fassen, wurde 1860-1870 die Einhiet Italiens vom französischen Kaiser Napoleon dem Dritten ermuntert und unterstützt, besonders als der König von Sardinien (der kommende erste König von Italien) die Länder des Papst eroberte, was die zahlreichen französischen Katholiken tief ärgerte.
Hallo Feli,
Es geht darum die Basilika Sacré-Coeur als „Monument historique“ (wie Notre-Dame, die Tour Eiffel, usw.), zu bezeichnen. Deswegen erhitzen schon die Gemüter. Der Großmeister des Grand-Orient de France, der ersten mauerischen Loge in Frankreich, hat gerade die folgende Aufforderung dazu ausgedrückt, dieses Denkmal zu zerstörten, was zeigt, dass die Erinnnerung der tragischen Ereignisse von La Commune (1870-1871) noch nicht ausgelöscht sind. https://www.lefigaro.fr/culture/la-basilique-du-sacre-coeur-devrait-bientot-etre-classee-monument-historique-20201014
Viele Grüße.
Hervé
Hallo Hervé,
ich habe nicht genau verstanden! Der Großmeister des Grand-Orient de France hat dazu aufgerufen, die Basilika zu zerstören? WArum? Ich freue mich über deine Erklärung!
Viele Grüße
Feli