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Das Hôtel national des Invalides ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Paris. Es ist gleichzeitig Museum, Grabstäte Napoleon Bonapartes und Krankenhaus. In diesem Beitrag erfährst du alles über die Invalides, ihre Geschichte und ihre Bedeutung.
Die Entstehung der Invalides
Der Sonnenkönig Ludwig XIV. besaß die größte Armee Europas. Er wusste um die Wichtigkeit dieser Armee für seine Macht und Frankreich und beschloss deshalb ein Heim für invalide oder mittelose Soldaten zu schaffen.
Der Bau des Hôtel national des Invalides in Paris begann 1671 und wurde durch die Architekten Libérak Bruant und Jules Hardouin-Mansart realisiert. 1674 eröffnete schließlich die „Cité des Invalides“ in Paris als eine Art Stadt in der Stadt. Sie war Pflegeheim, Kaserne, Krankenhaus und Kloster in einem und unterlag gleichzeitig einer religiösen und militärischen Ordnung.
Mehr als 4 000 ehemalige Soldaten lebten innerhalb ihrer Mauern. Sie trugen Uniform, waren in Kompanien organisiert, respektierten die militärische Disziplin und machten Exerzierübungen. Außerdem besaßen sie die Möglichkeit in Werkstätten zu arbeiten.
12 Priester kümmerten sich dagegen um die religiösen Belange der Pensionäre. Das für damalige Verhältnisse sehr moderne, beheizbare Krankenhaus hatte 300 Einzelbetten und unterlag 30 Ordensschwestern.
Allerdings war die Erbauung der Invalides in Paris nicht nur ein Akt der Barmherzigkeit, sondern entsprang auch politischem Kalkül. So sollte sie die Rekrutierung von Freiwilligen für die Armee begünstigen. Außerdem misstraute Ludwig XIV. Paris und seinen Bewohnern. Mit der Errichtung einer militärischen Bastion innerhalb der Stadt erhöhte er seine eigene und die öffentliche Sicherheit.
Sehenswertes innerhalb der Invalides in Paris
Die aus touristischer Sicht wichtigsten Teile des riesigen Gebäudekomplexes sind die Nordfassade, der Ehrenhof, die Kathedrale Saint-Louis sowie der Invalidendom.
Die Nordfassade
Die Nordfassade der Invalides in Paris ist schon von weitem sichtbar. Der Besucher schlendert hier durch das Hauptportal. Auf dem Giebel der Hauptfassade befindet sich ein Bildnis von Ludwig XIV. als römischen Herrscher zwischen den beiden Tugenden Gerechtigkeit und Vorsicht. Auf der linken Seite des Eingangsportals sitzt der Kriegsgott Mars auf einem Wolf, auf der rechten Seite Minerva, die Göttin der Vernunft mit Schild und Lorbeerkrone.
Der Ehrenhof
Wenn man das Hauptportal der Invalides in Paris passiert hat, gelangt man in den sogenannten Ehrenhof (Cour d’honneur). Er misst 102 mal 64 Meter. In der Mitte der Galerie thront Napoleon Bonaparte bzw. eine Statue des Herrschers. Sie wurde von Charles-Emile Seurre gefertigt und befindet sich seit 1911 in den Invaliden.
Da die Invalides in Paris auch ein Sinnbild für die Werte der französischen Republik sind, werden zivile und militärische Zeremonien, die der nationalen Würdigung und Ehrerbietung dienen, hier abgehalten. Sie finden normalerweise im Ehrenhof statt.
Ich hatte die Gelegenheit einem im Ehrenhof der Invalides in Paris abgehaltenen Konzert am 20. April beizuwohnen, das zu Ehren der kurz zuvor abgebrannten Kathedrale Notre-Dame veranstaltet wurde. Mit Hilfe dieses Konzerts sollten Spenden für den Wiederaufbau der Kathedrale gesammelt werden. Deshalb wurde es im französischen Fernsehen übertragen.
Ich war total erstaunt, dass es mir einen Tag vor dem Konzert gelang, Karten für das Spektakel zu bekommen und ich sogar unsere 2-jährige Tochter mitnehmen durfte. Außerdem war der Eintritt auch noch kostenlos.
Der Ehrenhof der Invalides war wunderschön beleuchtet und es war eine ganz besondere Atmosphäre. Das einzige Manko des Abends war die Tatsache, dass es nichts zu trinken gab. Noch nicht mal einen Wasserhahn. Deshalb ging ein Großteil der Gäste vor dem Ende der Veranstaltung. Auch wir gingen nach fünf Stunden.
Trotzdem war es ein ganz besonderes Erlebnis. Wann hat man schon mal die Gelegenheit den chinesischen Pianisten Lang Lang, den polnischen Countertenor Jakub Jozef Orlinski, die französische Opernsängerin Julie Fuchs und Mireille Mathieu gleichzeitig an einem so schönen Ort zu sehen?
Die Kathedrale Saint-Louis
Zurück zum Thema dieses Beitrags: den Invalides in Paris!
Nachdem man den Ehrenhof überquert hat, gelangt man in die Kathedrale Saint-Louis. Mit ihrem Bau wurde 1676 begonnen. Sie war Ludwig dem Heiligen (Ludwig IX.) gewidmet und öffnete 1679 ihre Pforten. Allerdings wurde die königliche Kapelle, also der eigentliche Dom noch viele Jahre weiter gebaut und erst 1706 eröffnet.
Fortan zelebrierten König und Soldaten gleichzeitig die Messe in der Kirche. Allerdings erfolgte der Zutritt über unterschiedliche Eingänge. Während der König den prunkvollen Domeingang benutzte, gingen die Soldaten über den Eingang im Ehrenhof in die Kirche. Später kam es zur endgültigen Trennung beider Kirchenteile in Soldatenkirche und Dom.
Besonders beeindruckend fand ich die vielen im Gewölbe der Soldatenkirche angebrachten Flaggen. Bei meinen Recherchen für diesen Beitrag habe ich nun herausgefunden, dass diese eine Besonderheit dieser Kirche sind.
Denn traditionell wurden bei kriegerischen Schlachten mit Hilfe von Flaggen die einzelnen Armeeeinheiten kenntlich gemacht. Nahm man seinem Feind die Flaggen, nahm man ihm auch die Möglichkeit sich während der Schlacht zu organisieren. Außerdem war die Aneignung der gegnerischen Flaggen ein Symbol des Sieges. Deshalb wurden sie gerne als Kriegstrophäen mit in die Heimat gebracht.
In Frankreich wurde es unter Ludwig XIII. und Ludwig XIV. Brauch diese Flaggen während einer Zeremonie im Gewölbe der Pariser Kathedrale Notre-Dame aufzuhängen. Ab 1688 wurden sämtliche erbeuteten Flaggen in der Notre-Dame de Paris angebracht.
Im Zuge der französischen Revolution jedoch wurde der Invalidendom und die zu ihm gehörende Soldatenkirche in einen Marstempel umgeweiht. Mars war bekanntlich der Gott des Krieges. Deshalb war es naheliegend die Flaggen und andere Kriegstrophäen von der Notre-Dame in die Invalides zu bringen. Napoleon führte diese Tradition fort. Erst später wurden die Flaggen aufgrund ihrer großen Anzahl wieder auf mehrere Orte verteilt.
Der Invalidendom
Der Höhepunkt eines Besuches der Invalides in Paris ist die Besichtigung des Invalidendoms. Dieser ist eines der Hauptwerke des klassizistischen Barocks. Bis zur Errichtung des Eiffelturms war er mit seinen 101 Metern das höchste Gebäude von Paris. Wie bereits erwähnt, wurde er 1706 fertiggestellt.
Napoleon Bonaparte machte ihn 1800 zum Pantheon des militärischen Ruhmes. Deshalb war es naheliegend, dass König Louis-Philippe 1840 entschied, die sterblichen Überreste Napoleons in die Invalides in Paris zu überführen. Napoleon war 1821 auf der Insel Sankt Helena gestorben und sein Sarg befand sich noch dort.
Um die Grabstädte zu schaffen wurde der Dom erheblich vertieft. Erst am 2. April 1861 wurde Napoleon Bonaparte schließlich hier beigesetzt. Heute liegt sein Sarkophag in einer offenen Krypta und kann besichtigt werden.
Etwas kurios: Der Leichnam Napoleons liegt in einem Weißblechsarg. Um diesen herum befinden sich zwei Särge aus Blei, einer aus Mahagoni und schlussendlich ein Sarg aus Ebenholz. Dieser wiederum befindet sich in einem Sarkophag aus rotem, finnischen Aventurin-Quarz, der auf einem grünen Granitsockel steht.
Im Invalidendom befinden sich noch weitere Grabstätten. Darunter sind ein Sohn (Napoleon II.) und zwei Brüder (der König von Spanien Joseph Bonaparte und der König von Westfalen Jerome Bonaparte) von Napoleon Bonaparte sowie die Marschälle Foch und Lyautey.
Das Armeemuseum in den Invalides in Paris
In den Invalides in Paris befinden sich außerdem mehrere Museen. Das wichtigste ist das Armeemuseum (Musée de l’Armée). Es wurde bereits 1896 gegründet, ist der französischen Militärgeschichte gewidmet und ist eines der bedeutendsten Museen dieser Art weltweit.
Neben dem Armeemuseum befinden sich in den Invalides in Paris drei weitere Museen, die mit der Militärgeschichte in Verbindung stehen. Das „Historial Charles de Gaulle“ widmet sich in einer interaktiven, audiovisuellen Installation dem Leben de Gaulles. Im „Musée des Plan-Relief“ kann der Besucher 28 dreidimensionale Modelle befestigter Städte und Festungen bestaunen. Die ältesten dieser Modelle stammen aus dem 17. Jahrhundert. Unter ihnen sind Nachbildungen des Mont-Saint-Michel, von Bordeaux und Antibes.
Das „Musée de l‘Ordre de la Libération“ ist der Geschichte der von Charles de Gaulle 1940 gegründeten und als „Freies Frankreich“ bezeichneten Exilregierung sowie der Résistance gewidmet. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich keines dieser Museen bisher besucht habe, obwohl ich mehrere Male in den Invalides war. Leider habe ich nach der Besichtigung des Domes immer aufgegeben.
Die Invalides in Paris als Zuhause von Kriegsinvaliden
Allerdings haben die Invalides in Paris nicht nur als Touristenmagnet Bedeutung. Denn auf dem Areal arbeiten 1000 Menschen für verschiedene Ministerien. Außerdem befindet sich in dem Komplex die nationale Stelle für Invaliden in Frankreich (Institution nationale des Invalides) mit Forschungszentrum, Pflegeheim und einem auf Kriegsverletzungen und schwere Beeinträchtigungen spezialisierten Krankenhaus. Etwa 100 verwundete Soldaten, zivile Kriegsversehrte und andere Schwerverletzte werden hier regelmäßig versorgt und begleitet. Darunter sind neben Soldaten, die während des Indochina- und Algerienkrieges und bei jüngeren Militäreinsätzen verwundet wurden, noch immer Soldaten, Frauen und Kinder, die während des 2. Weltkriegs verletzt wurden und 27 Opfer der Terroranschläge von Paris, Nizza und London.
Der Besuch der Invalides in Paris
Die öffentlich zugänglichen Bereiche der Invalides in Paris sind der Ehrenhof, die Kathedrale Saint-Louis, der Invalidendom mit der Grabstädte Napoleons sowie die vier Museen, wobei es eine Eintrittskarte gibt, mit der man in alle Bereiche kommt.
Eintrittspreise
- 10/12 €
- kostenlos für alle unter 18-Jährigen sowie für Angehörige des Militärs, Schwerbehinderte oder Invaliden
- Dom und Dauerausstellungen sind kostenlos für alle 18-25-Jährigen mit Wohnsitz in der europäischen Union
Öffnungszeiten
- April- Oktober: täglich von 10-18 Uhr; von April-September dienstags bis 21 Uhr
- November- Mars: täglich 10-17 Uhr
Nun bist du dran! Warst du schon einmal in den Invalides in Paris? Was hat dich am meisten beeindruckt? Wieso sollte man deiner Meinung nach das Armeemuseum unbedingt besuchen? Ich freue mich, wenn du deinen Eindrücke in den Kommentaren teilst!
Möchtest du mehr über Paris wissen oder planst du gerade deine Parisreise? Dann schau dir meine Spaziergänge an. Bei einem Spaziergang an der Seine und einem Besuch des Marais lernst du die Stadt erst richtig kennen. Auch den Eiffelturm, den Triumphbogen und die Champs-Élysées, das Centre Georges Pompidou sowie die Kathedrale Notre-Dame solltest du auf keinen Fall verpassen. Vielleicht interessierst du dich auch für die besten Aussichtspunkte von Paris! In diesem Beitrag erfährst du außerdem die ideale Reisezeit für Paris und welche Großereignisse du auf keinen Fall versäumen solltest. Wie wäre es beispielsweise das Feuerwerk am Eiffelturm während des französischen Nationalfeiertages einmal live mitzuerleben?
16 Kommentare
Ach dieser blöde Ehrenhof! Als ehemaliges Mitglied der Garde Républicaine habe ich mehrfach in diesem Ehrenhof dem Präisidenten der französischen Republik und prominenten Eliten die militärischen Ehren erwiesen. Ich erinnere mich an rutschiges Straßenpflaster und ein betrügerisches Echo, das vehinderte, im Gleichschritt korrekt zu marschieren. Eine Tortur!
Vielen dank, dass du deine Sicht über Paris und den französischen Alltag mit uns teilst.
Hallo Hervé,
vielen Dank für deinen Kommentar! Da hast du ja eine ganz besondere Erinnerung an den Ehrenhof 🙂
Viele Grüße
Feli
Feli,
Vielleicht interessiert es dich, dass jedes Abend vom 17. Juli bis zum 30. August 30. im Ehrenhof der Invalides ein Licht- und Klangspektakel stattfindet. Mehr Informationen: http://www.lefigaro.fr/culture/les-invalides-retracent-en-images-et-en-musique-l-histoire-de-france-20190715 .
Hervé
Hallo Hervé!
Vielen Dank für die Information. Sie ist sicher interessant für meine Leser. Die tolle Beleuchtung erinnert mich sehr an das Konzert, dem ich beiwohnen durfte.
Viele Grüße
Feli
Liebe Feli!
Danke dir für die ganze Hintergrundinfo! War echt spannend zu lesen 🙂 wir haben den Invalidendom bereits besucht, jetzt wissen wir aber auch noch mehr zur Geschichte dahinter!
Liebe Grüße
Ines und Thomas
Hallo ihr Beiden!
Dankeschön und viele Grüße zurück!
Hallo!
ein wunderbarer Artikel und vor allem die Bilder haben mich sehr verzaubert!
Liebe Grüße,
Kerstin
Dankeschön liebe Kerstin!
Hallo Feli,
wow, das Konzert mit der Beleuchtung und diesen hochkarätigen Künstlern war sicherlich ein einmaliges Erlebnis!
Ich war vor Jahrzehnten mal dort und fand das sehr beeindruckend. Die Geschichte hatten wir im Französischunterricht, aber nicht so sehr in der Tiefe wie Du das recherchiert hast. Total interessant!!! Danke dafür!
Liebe Grüße
Barbara
Hallo Barbara,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar und liebe Grüße!
Liebe Feli,
ich war tatsächlich noch nicht in den Invalides in Paris. Die Bilder und deine ausführliche Beschreibung machen aber Lust und lesen sich, als wenn man das unbedingt mal machen sollte, wenn man in Paris ist. Vielen Dank für diesen Bericht… das Ganze kommt jetzt auf die Liste.
Liebe Grüße
Tanja
Liebe Tanja,
ja, sie sind wirklich sehenswert! Schön, dass ich deine Liste erweitern konnte!
Liebe Grüße
Feli
Liebe Feli,
Deine Beiträge wecken immer so wunderschöne Erinnerungen an meine Pariser Zeit. Den prächtigen Invalidendom mag ich sehr gerne. Lieben Dank, dass Du mich auf Deine Spaziergänge durch Paris mitnimmst.
Viele Grüße von Sanne
Liebe Sanne!
Gerne und vielen Dank für deinen Kommentar!
Sehr schön ist das Foto vom Innenraum der Kirche, Es zeigt, daß in Paris Historisches bewahrt wird. In Potsdam (D) hingegen soll die Garnisonkirche, sollte sie rekonstruiert werden, wegen ihrer kriegerischen Elemente (Flaggen etc.) und Historie dann nicht wieder als Kirche genutzt werden dürfen. Nach konsequenter Lesart der deutschen Kirchennutzungs-Gegner müßte doch der Invalidendom eigentlich abgerissen werden ;-( Gottseidank sind die Pariser Bürger da anders gestrickt!
Hallo Tilman,
vielen Dank für deinen Kommentar. Der Invalidendom ist ja quasi ein französisches Nationalheiligtum :-).
Viele Grüße
Feli