Das Welterbekomitee der UNESCO hat Nizza auf seiner 44. Sitzung am 27. Juli 2021 auf seine Welterbeliste gesetzt! Zur Feier des Tages wurden vom Schlosshügel in Nizza 12 Kanonenschüsse abgegeben.
Nun gehört mein liebes Nizza neben dem Ufer der Seine, der Kathedrale von Amiens und dem Mont Saint-Michel Weltkulturerbe der UNESCO. Insgesamt besitzt Frankreich nun 48 Welterbestätten.
Für mich war die Ernennung Nizzas zum Weltkulturerbe nicht besonders überraschend. Denn das Departement Alpes-Maritimes mit seinem urbanen Zentrum Nizza ist für mich der schönste Ort der Welt. Dass es an einem anderen Ort eine größere Lebensqualität geben könnte, kann ich mir kaum vorstellen. Erstaunt war ich aber schon, als ich den Grund für die Ernennung erfuhr.
Nizza ist Weltkulturerbe als Winterurlaubsparadies der Riviera
Denn die UNESCO hat Nizza aufgrund seiner Bedeutung als „ville de la villégiature d’hiver de Riviera“, also als Wintererholungsort der Riviera auf seine Welterbeliste gesetzt. Ob die Scharen von Touristen, die Nizza jeden Sommer bei sengender Hitze besuchen, das wohl wissen? Nizza zählt in normalen Jahren 5 Millionen von ihnen.
In der Kandidatur Nizzas als Weltkulturerbestätte kann man nachlesen, dass sich in der Stadt die Urlaubskultur der Riviera entwickelte, die in erster Linie klimatisch ausgerichtet war und erst in zweiter Linie auf das Badevergnügen abzielte.
Der Tourismus prägt Nizza seit Jahrhunderten
Nizza hat eine lange Geschichte. Die Stadt wurde von den Griechen gegründet, gehörte zeitweilige zu Italien und wurde dann französisch. Aber es war schließlich die englische Aristokratie, die die Stadt als Winterquartier wählte und so umfangreiche Umbauarbeiten in Gang setzte.
Tatsächlich entwickelte sich in Nizza am Ende des 18. Jahrhunderts eine neue Form des Urbanismus, die auf den Winterurlaub ausgerichtet war. In der außergewöhnlichen Landschaft zwischen Mittelmeer und Alpen entstand zwischen 1760 und 1960 eine Neustadt um den historischen Stadtkern herum.
Nizza zeichnete sich nun nicht nur durch sein mildes Klima, sondern auch durch eine spezifische Form des Urbanismus aus, der durch eine reiche, exotische Vegetation sowie die besondere Architektur, die darauf angelegt war, Touristen zu empfangen und verschiedene stilistische Einflüsse in sich versammelte, geprägt war.
Nizza als Stilgeber für die Riviera
Es war also in Nizza, wo sich das entwickelte, was man heute als typisch für die Riviera bezeichnet. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden an der italienischen, französischen und kroatischen Riviera dann weitere Urlaubsorte, denen Nizza als Vorbild diente.
In der Wende zum 20. Jahrhundert wurde Nizza zur „Winterhauptstadt“ und zog jährlich 150 000 Besucher an. Keine andere Stadt erreichte damals derartige Zahlen. Die Bevölkerung der Stadt war dabei kosmopolitisch, denn die Besucher kamen erst aus Großbritannien, dann aus Russland, dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn, später aus ganz Europa und den USA.
Nizzas einzigartiger Urbanismus
Nizza entwickelte einen neuen Urbanismus, der die Stadt bis heute prägt. Dieser ist gekennzeichnet durch Stadtpaläste und Villen, Flaniermeilen wie der die Promenade des Anglais, welche wohl als Prototyp einer Strandpromenade angesehen werden kann, aber auch durch Gotteshäuser und Orte der Geselligkeit, wie Kasinos oder Privatstrände.
Die Stadt wurde zum Urlaubsparadies, in dem das Glück gewissermaßen zur Leitidee der strategischen Stadtplanung wurde. Die verschiedenen kulturellen Einflüsse führten zu einer Neuen Form des Urbanismus und der Architektur, welche wiederrum ein herausragendes künstlerisches und literarisches Werk hervorbrachten.
Kosmopolitisch und modern
In diesem Sinne erklärte der französische Kulturminister Franck Riester 2020, dass die französische Regierung die Kandidatur Nizzas aufgrund ihrer Originalität unterstützte. Denn es geht darum, den Wert eines völlig neuartigen Urbanismus anzuerkennen, der zum einen kosmopolitisch und andererseits ausschließlich an der Freizeitgestaltung ausgerichtet ist. Diese Rolle spielte Nizza seit Ende des 18. Jahrhunderts und trug so einen wesentlichen Teil bei der Erfindung der modernen Gesellschaft bei.
Die Kandidatur Nizzas als Weltkulturerbe der UNESCO
Auch die Kandidatur Nizzas zum Weltkulturerbe hat eine längere Geschichte. Denn seit seiner Wahl zum Bürgermeister im Jahr 2008 arbeitet Christian Estrosi auf diese Ernennung hin. 2012 dann kandidierte Nizza erstmals unter der Führung des damaligen Kulturministers Jean-Jacques Aillagon.
Seitdem hat die Stadt etwa 100 Millionen Euro in die Verschönerung der Promenade des Anglais sowie in die Renovierung von Kirchen und Gebäuden investiert. 300 Häuser wurden inventarisiert. Elemente, die die Harmonie störten, wurden entfernt. Außerdem wurde systematisch auf die Vergrünung der Stadt hingearbeitet.
Gärten wurden restauriert, Straßenzüge vergrünt und Grünanlagen erweitert. Auch der Autoverkehr wurde systematisch verringert. Im Oktober 2017 bat Christian Estrosi die Transportministerin Elisabeth Borne sogar darum, die Promenade des Anglais von der Liste der Hauptverkehrsstraßen zu nehmen.
Nun, nach der Ernennung Nizzas zum Weltkulturerbe der UNESCO hat Bürgermeister von Nizza schon ein neues Projekt. Geht es nach ihm, soll Nizza 2028 europäische Kulturhauptstadt werden.
Was genau in Nizza ist Weltkulturerbe der UNESCO?
Fortan gehören 522 Hektar der Stadtfläche von Nizza zum Weltkulturerbe der UNESCO. Weitere 4243 Hektar des Stadtgebietes werden zur Pufferzone. Die Fläche Nizzas, die zum Weltkulturerbe gehört, zieht sich an der Küste entlang vom Mont Boron, über den Hafen von Nizza, die Pointe de Rauba Capeu, den Schlossberg, den südlichen Teil der Altstadt, die Promenade des Anglais bis zum Viertel Caucade, das kurz vor dem Flughafen liegt.
Auch ein Großteil des Stadtgebietes, dass durch die Zuglinie eingeschlossen wird und westlich der Altstadt liegt sowie der Bahnhof gehört dazu. Hinzu kommen Teile der Stadtviertel Cimiez, Valrose, Malausséna, Libération, les Baumettes sowie die russisch-orthodoxe Kathedrale Saint-Nicolas.
Interessanter Weise gehört aber nicht die gesamte Innenstadt von Nizza zum Weltkulturerbe, denn innerhalb der historischen Altstadt sind nur der Cours Saleya, die Ponchettes und die Oper Teil davon. Der größte Teil der Altstadt, darunter auch die Place Garibaldi, gehören nicht zum Weltkulturerbes.
Die Erklärung ist aber durchaus verständlich: Sie stammen nicht aus den letzten 200 Jahren, in denen sich Nizza als Urlaubsparadies etablierte, sondern aus einer älteren Epoche.
Warst du schon mal in Nizza?
Zu welcher Jahreszeit warst du hier? Was hat dir am besten gefallen?
16 Kommentare
Irgendwie muss ich dabei an den Spruch denken: Was lange währt… oder so ähnlich. In Nizza war ich noch nie, aber eine meiner Freundinnen hat sehr davon geschwärmt und Parallelen zu Florenz gezogen. Ich bin sicher, dass ich noch hinkomme, ich will schließlich bei meinem Ableben keinen einzigen, unbesuchten Fleck auf der Weltkarte hinterlassen 😉
Liebe Kasia,
der Vergleich mit Florenz ist ein schönes Kompliment für Nizza. Ich würde nicht so weit gehen, weil Nizza nicht so viele Prachtbauten hat und kleiner ist. Nichtsdestotrotz ist es wunderschön und es liegt im Gegensatz zu Florenz am Meer. 🙂
Wenn du mal vorbei kommst, sag bescheid, dann zeige ich dir die Stadt!
Viele Grüße
Feli
Liebe Feli,
ich war noch nie in Nizza. Ich finde es interessant, dass nur Teile der Stadt zum UNESCO-Weltkurlturerbe gehören. Ich wäre davon ausgegangen, dass die gesamte Innenstadt dzu gezählt wird. So kann man sich täuschen.
Mich hat es nie nach Nizza gezogen, einfach weil ich der Ansicht war, dass es touristisch total überlaufen ist und ich Menschenmengen nicht erst seit Corona meide.
Aber darüber lesen macht Spaß.
Liebe Grüße aus der ebenfalls neuen Unesco-Welterbestätte Mainz
Liane
Liebe Liane,
vielen Dank für deinen Kommentar! Lustig! Dass Mainz auch zu den Kandidaten gehört, wusste ich auch nicht. Wenn du MEnschenmassen nicht magst, komm doch einfach mal im Winter nach Nizza!
Liebe Grüße
Feli
Liebe Feli,
nach fast zwei Jahren Pause in Sachen UNESCO Welterbe gab es ja gleich eine ganze Flut an neuen Nominierungen.
Ich hatte mich intensiv mit dem Thema beschäftigt, da ich schon seit Jahren die „Great Spas of Europe“ beobachte und darüber schreibe.
Allerdings habe ich leider auch schon sehr viele negative Stimmen gehört. Offensichtlich fühlt sich die Bevölkerung oft übergangen bei solchen Bewerbungen.
Es ist wahrscheinlich wie immer ein sehr zweischneidiges Schwert.
Liebe Grüße, Katja
Liebe Katja,
was sind denn die Great Spas of Europe? Da muss ich doch gleich mal auf deiner Seite nachschauen.
Dass sich die Bevölkerung oft übergangen fühlt, ist leider wahr. Hier wird vor allem kritisiert, dass das Geld wieder einmal in die sowieso schon privilegierten Viertel fließt.
Viele Grüße
Feli
Das ist ja kurios! Auf diese Begründung als UNESCO-Welterbestätte wäre ich nie gekommen. Aber warum nicht?
Und wenn so viel Zeit und Energie in die Verschönerung und Erhaltung der Stadt gesteckt wird ist das ja gut.
Ich war vor sehr vielen Jahren mal in Nizza, allerdings zu einem Kongress und daher konnte ich nur einen flüchtigen Eindruck der Stadt gewinnen. Es hat mir jedenfalls gut gefallen.
Liebe Grüße
Gina
Liebe Gina,
vielen Dank für deinen Kommentar! Schade, dass du damals keine Zeit hattest, die Gegend zu erkunden. Vielleicht ergibt sich das ja ein anderes Mal.
Viele Grüße
Feli
Hallo Feli,
durch Nizza bin ich bis jetzt nur durchgefahren. Und das ist auch schon Anfang der 1980er gewesen.
Man sagt Welterbe-Stätten nach, dass sie nach der Ernennung Touristenströme anziehen und Situationen verschlimmern, die man sich dort nicht wünscht. Das wird bei Nizza wohl nicht der Fall sein. Denn Touri-Hochburg ist es ja schon lange.
Liebe Grüsse
Jürgen
Hallo Jürgen,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Das hoffe ich für uns und Nizza nicht. Derzeit ist es so voll, das lässt sich kaum überbieten. Natürlich hätte ich auch Bedenken, wenn der Flugverkehr weiter zunehmen würde und täglich fünf Kreuzfahrtschiffe anlegen würden.
Ich habe aber auch Hoffnung! In der Vergangenheit ist mir durchaus die Energie aufgefallen, mit der unser Bürgermeister die Verschönerung und Vergrünung der Stadt vorrantreibt. Ehrlich gesagt, wusste ich gar nicht, dass sie das Ziel hatte, dass Nizza Weltkulturerbe wird. Tatsächlich waren genau die Orte betroffen, die nun dazu gehören. Insofern hat die Bevölkerung erst einmal davon profitiert.
Ich hoffe, dass diese Vergrünung weiter vorrangetrieben wird. Wir werden sehen!
Welche Erinnerung hast du denn an Nizza? Wie war es in den 80ern?
Viele Grüße
Feli
Hallo Feli,
da kann ich Dir nicht wirklich weiterhelfen.
Wir sind damals mit 5 Motorrädern von Italien aus die Küste entlang gefahren. Unser erstes Ziel war ein Campingplatz in Frejus. Also habe ich ausser grosse, alte Häuser und ab und zu den Blick auf das Mittelmeer nicht viel gesehen von Nizza. Ebenso wie in Menton, Monaco oder einiges Tage später Marseille. Für uns war auch der Blick von den Corniches zum Meer viel wichtiger, einfach wahnsinnig schön.
Ich kann verstehen, dass ein Mensch, der ca. 20 Jahre jünger ist wie ich diese Frage stellt.
Und weisst Du, was seit meinem ersten Provence-Urlaub in meinen Gedanken herumspukt?
Wie war es dort 1-10 Jahrzehnte VOR meinem ersten Besuch. In mir ist eine nicht erklärbare Sehnsucht diese Orte aufzusuchen, um zu sehen, wie sie vor meiner Zeit ausgesehen haben.
Viele Grüsse
Jürgen
Hallo Jürgen,
ja da würde ich gerne aber auch noch weiter zurückgehen. Ich liebe es alte Bilder von Nizza und seinen Bewohnern anzuschauen…Ich hatte die Frage aber eigentlich gestellt, weil sich hier in den letzten Jahren so viel verändert hat. Tatsächlich habe ich auch schon einmal einen Kommentar von einer Person erhalten, die Nizza als besonders schmutzig und laut in Erinnerung hatte.
Sonnige Grüße
Feli
Liebe Feli,
herzlichen Glückwunsch an deine Stadt zum UNESCO-Welterbe! Nizza steht schon so lange auf meiner Wunschliste – ein erster Besuch war geplant, als der Lockdown letztes Jahr kam. Ich hoffe, wir schaffen es bald mal, diese gang besondere Stadt zu besuchen.
Viele Grüße und herrliche Sommerferien,
Sanne
Liebe Sanne,
das wünsche ich dir und deiner Familie auch!
Viele Grüße
Feli
Das erste Mal war ich 2018 und ich hatte das Gefühl, mein ganzes Leben in Nizza verbracht zu haben. Ich habe mich sofort in diese Stadt verliebt. 2019 und 2021 waren wir wieder in Nizza. Die Stadt hat alles was man braucht. Ich mag die Architektur der Stadt, den schönen Park im Grünen im Stadtzentrum, das Meer und die schöne Promenade. Die Preise sind für alle angemessen.Wenn ich auf Garibaldi bin, ist das ein besonderes Gefühl.Mein Sohn ist 21 Jahre alt und genießt die Altstadt, in der nicht nur die jüngeren Generationen vertreten sind. Es ist sehr schön, Immobilien zu haben und es ist profitabel. Sie können nach dem 9 + 3 System mieten, neun Monate für Studenten und drei Monate für Touristen.Und Sie haben auch einen Fußballverein, der von einem der reichsten Engländer gekauft wurde. Das Ziel des Fußballvereins ist es, schrittweise so etwas wie Red Bull in Deutschland voranzubringen.Wir dürfen nicht den Flughafen vergessen, den wir haben, viele Hochschulen und Museen.Genug Garagen in der Stadt, 150 bis 180 Euro für zwei Wochen.Sie haben Straßenbahnen und Busse in der ganzen Stadt, ich glaube 1,50 Euro kostet eine Fahrkarte für 74 Minuten Fahrt. Wenn Sie sich gut anziehen und essen möchten, dann sind Sie hier genau richtig. Ich könnte stundenlang schreiben hahaha. Grüsse aus der Schweiz
Hallo Markioli,
vielen Dank für deinen Kommentar! Für mich ist Nizza auch die schönste Stadt der Welt, allerdings nicht als Immobilienanlage, sondern zum Leben. Ehrlicher Weise muss man auch sagen, dass Nizza schon genug leerstehende Touristen-Studenten-Appartements hat. Viele stehen jetzt nach der Corona-Krise zum Verkauf.
Viele Grüße
Feli