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Das Musée d’Orsay Paris ist nach dem Louvre das bedeutendste Museum der französischen Hauptstadt. In diesem Beitrag erfährst du alles Wichtige über seine Sammlung, seine spannende Geschichte und deinen Besuch.
Die Geschichte des Musée d’Orsay Paris
Das Musée d’Orsay hat ein ganz besonderes Ambiente. Dies hat es der Tatsache zu verdanken, dass das Gebäude ursprünglich ein Bahnhof war.
Vor dem Bau stand auf dem Gelände neben einer Kaserne das zwischen 1810 und 1838 errichtete Palais d’Orsay. Es gehörte erst zum Außenministerium und diente später als Rechnungshof (Cour des Comptes). Während der Pariser Kommune 1871 brannte dieser ab. Jahrzehntelang erinnerte die Ruine mitten in der Stadt an das Ereignis.
In Vorbereitung auf die Weltausstellung im Jahr 1900 beschloss man einen Bahnhof an dieser Stelle direkt an der Seine zu erbauen. Reisende aus dem Südwesten Frankreichs sollten so direkt in das Zentrum von Paris und in die Nähe der wichtigsten Ausstellungsstandorte gelangen. Dem Architekten Victor Laloux wurde das Projekt übertragen. Am französischen Nationalfeiertag des Jahres 1900 öffnete der Gare d’Orsay schließlich den Betrieb.
Der Bahnhof war auf dem neuesten Stand der Technik und schon aufgrund seines Standortes im eleganten Zentrum von Paris viel luxuriöser als ein herkömmlicher Bahnhof. Es gab Lastenaufzüge für das Gepäck und 16 unterirdische Gleise. Da in dem Bahnhof moderne Elektrotriebwagen und keine Dampflokomotiven verkehren sollten, konnte man ihn mit einem vollständig geschlossenen Glasdach ausstatten. Außerdem enthielt er ein Luxushotel, welches 370 Zimmer auf fünf Etagen besaß.
Dennoch holte die technische Entwicklung den Bahnhof irgendwann ein. Schon ab 1939 wurde er nur noch benutzt, um die Vororte zu befahren. Denn die modernen Züge waren für den Bahnhof zu lang.
Der lange Weg zum Museum
In späterer Zeit wurde der Bahnhof für verschiedene Zwecke genutzt. Während des Krieges war er eine Poststelle, von der aus Päckchen für Kriegsgefangene verschickt wurden. 1945 wurde er Aufnahmezentrum für Kriegsgefangene und Überlebende der Konzentrationslager. 1958 kündigt Charles de Gaulle im Festsaal des Bahnhofshotels seine Rückkehr an die Politik an. Später, in den 60er Jahren, diente er als Filmkulisse. Unter anderem drehte Orson Welles hier eine Verfilmung von Kafkas Process.
Lange überlegte man, was mit dem leerstehenden Bahnhof geschehen sollte. Schlussendlich beschloss man, den Bahnhof abzureißen und stattdessen ein Hotel zu bauen. Dann aber verweigerte das Ministerium für Infrastruktur und Wohnungswesen 1971 die Baugenehmigung.
Denn aufgrund der politisch instabilen Lage Anfang der 1970er Jahre und den negativen Reaktionen auf den Bau des Bahnhofs Montparnasse waren die verantwortlichen Stellen vorsichtig geworden. 1973 wurden Bahnhof und Hotel endgültig geschlossen, aber nicht abgerissen. Zwischenzeitlich diente das Gebäude dann als Auktionshaus und Sitz einer Theatergruppe.
Mehrere Jahre spielte man mit dem Gedanken, das Gebäude in ein Museum umzuwandeln, aber erst 1977 wurde auf Initiative von Valéry Giscard d’Estaing beschlossen, diesen Plan auch umzusetzen. Die Umbauarbeiten dauern mehrere Jahre, wobei versucht wurde, die alte Bausubstanz um moderne Elemente zu erweitern. Das Musée d’Orsay Paris wurde schließlich am 1. Dezember 1986 von Präsident François Mitterrand eingeweiht.
Dein Besuch des Musée d’Orsay in Paris
Das Musée d’Orsay Paris ist nach dem Louvre das bedeutendste Museum in Paris. Jährlich wird es von mehr als 3 Millionen Menschen besucht. Die Sammlung des Musée d’Orsay soll die in der westlichen Welt zwischen 1848 und 1914 entstandene Kunst in ihrer ganzen Breite abdecken. Die meisten Ausstellungsräume befinden sich dabei im Erdgeschoss sowie in der 2. und 5. Etage.
Ich habe meinen Besuch in der 5. Etage, also am Ende, begonnen. Das ist zu empfehlen, wenn man nicht so viel Muße oder Zeit besitzt oder vor allem an den Impressionisten interessiert ist. Denn die umfangreiche impressionistische Sammlung des Musée d’Orsay ist beeindruckend und der interessierte Besucher wird gar nicht bemerken, wie die Zeit bei ihrer Besichtigung verfliegt.
Die Erläuterungen im Musée d’Orsay in Paris sind in französischer, englischer und spanischer Sprache. Wer deutsche Beschreibungen möchte, sollte auf einen Audioguide zurückgreifen. Rucksäcke und Taschen müssen an der Garderobe abgegeben werden.
Musée d’Orsay: Highlights deines Besuchs
Vielleicht planst du einen Besuch des Musée d’Orsay während deines Parisbesuchs ein, hast aber nur sehr wenig Zeit und bist deshalb an den Musée d’Orsay-Highlights interessiert.
Tatsächlich ist das Musée d’Orsay sehr groß und sein Besuch kann problemlos mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Wenn man plan- und orientierungslos durch die Hallen stolpert, können die Highlights des Musée d’Orsay schnell unbemerkt an einem vorüberziehen.
Damit dir das nicht auch passiert, wirf einen Blick auf die Musée d’Orsay- Highlights, die du auf keinen Fall verpassen solltest:
- Schlendere durch die Skulpturenallee im Erdgeschoss, von der aus du auch einen wunderbaren Blick auf das Beeindruckende Bahnhofsgebäude hast.
- Schau dir die Impressionisten in der 5. Etage an.
- Genieße den Blick auf die Bahnhofsuhr, den du vom Café Campana aus in der 5. Etage hast.
Skulpturenallee und Meisterwerke im Erdgeschoss
Wenn du mehr Zeit hast, lohnt es sich, das gesammte Orsay-Museum in Paris anzuschauen. Nachdem man den Eingangsbereich des Musée d’Orsay in Paris passiert hat, gelang man in die Ausstellungshalle. Sie hat eine beeindruckende Länge von 138 Metern, ist 40 Meter breit und 32 Meter hoch.
Die wichtigsten Bereiche im Erdgeschoss sind die regelmäßig wechselnden Sonderausstellungen sowie die zentrale Allee, über die der Besucher durch einen Wald von Skulpturen schlendert. In den angrenzenden Sälen sind vor allem Gemälde ausgestellt. Zu ihren Schöpfern zählen Künstler wie Gustave Courbet, Edouard Manet, Edgar Degas, Claude Monet, Auguste Renoir oder Eugène Delacroix. Auch die Olympia von Édouard Manet von 1863, die bei ihrer Ausstellung einen Skandal auslöste, ist hier zu finden.
Aber auch viele heute weniger bekannte Künstler haben im Musée d’Orsay Paris ihren Platz. Dies haben sie wohl vor allem dem 1699 gegründeten Pariser Salon zu verdanken, in dem die Werke der Mitglieder der staatlichen Kunstakademien ausgestellt wurden. Denn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Teilnahme an den Ausstellungen des Salons der normale Weg für Künstler bekannt zu werden. Mit etwas Glück kaufte der französische Staat das Werk im Anschluss an die Ausstellung.
Eben diese Werke werden heute im Musée d’Orsay Paris ausgestellt. Themen dieser meist akademischen Kunst sind dabei die französische Nationalgeschichte, Motive aus der Antike oder der Literatur sowie religiöse Darstellungen. In vielen der im Orsay-Museum in Paris ausgestellten Kunstwerke spiegelt sich die französische Kolonialgeschichte wider. Dem Orientalismus sind dabei zwei Säle gewidmet.
Besonders berührend waren für mich drei die Büsten von Bewohnern der von Frankreich kolonisierten Gebiete, die von Charles Cordie stammen. Während die Büsten eines Sudanesen (Nègre du Soudan) und eines Arabers (Arabe d’El Aghouat en burnous) während einer Algerienreise Cordiers 1856 entstanden, stammt die Darstellung einer Bewohnerin der Antillen (Capresse des colonies) von 1861 und gehörte zeitweise zum Privatbesitz Napoleon III.
Das Zwischengeschoss
Auch im Zwischengeschoss (2. Etage) des Musée d’Orsay in Paris lassen sich nicht nur die ausgestellten Kunstwerke zu bewundern, sondern auch der ehemalige Bahnhof selbst. Auch hier spaziert der Besucher auf langgestreckten, mit Skulpturen bestückten Terrassen. Am hinteren Ende der Halle stößt man auf die Terrasse Rodin.
Hier fand ich das Höllentor (Porte de l`Enfer) von Auguste Rodin besonders beeindruckend. Es war eine Auftragsarbeit, die der französische Staat 1880 von Rodin anforderte. Das Tor sollte mit Reliefs geschmückt werden, die von der Göttliche Komödie von Dante inspiriert waren. Es sollte der Eingang für ein Museum werden, welches den während der Pariser Kommune abgebrannten Rechnungshof ersetzen sollte.
Stattdessen wurde dann aber der Bahnhof d’Orsay gebaut. Wer hätte wohl damals gedacht, dass dieser eines Tages zu einem Museum werden würde und dass das Höllentor Rodins seinen Platz in diesem finden würde.
Nachdem das Museumsprojekt aufgegeben wurde, arbeitete Rodin weiter an dem Tor. Figuren seiner wichtigsten Werke „Der Denker“ oder „Der Kuss“ finden sich hier wieder. Fertiggestellt wurde das Tor übrigens nie.
Spannend fand ich außerdem die Abteilung „Kunst und Gesellschaft unter der 3. Republik“ (Saal 55). Die riesigen Gemälde in diesem Saal, die sich mit der oftmals gewaltvollen französischen Geschichte seit der Revolution beschäftigen, haben mich besonders berührt. Wer sich für französische Geschichte interessiert, seien sie empfohlen.
Im Zwischengeschoss befindet sich auch der Festsaal des ehemaligen Hotels, also jenem Ort in dem Charles de Gaulle seine Rückkehr an die Politik ankündige. Vom Festsaal aus hat man einen wundervollen Blick auf den Louvre und den Tuileriengarten. Sein Deckengemälde stammt von Pierre Fritel und stellt einen Sonnenwagen dar.
Die Impressionisten in der 5. Etage
Den Höhepunkt des Musée d’Orsay in Paris stellen die in der 5. Etage ausgestellten Werke dar. Deren Säle 29 bis 37 sind den Impressionisten und Neoimpressionisten gewidmet.
1874 veranstalteten Claude Monet, Paul Cézanne, August Renoir, Camille Pissarro, Edgar Degas, Berthe Morisot und Alfred Sisley die erste unabhängige impressionistische Ausstellung, da ihre Werke in den Ausstellungen des Salons immer wieder abgelehnt wurden. Bis 1886 folgten sieben weitere Ausstellungen.
Der Name Impressionisten lehnt sich übrigens an ein Werk Monets an und wurde anfangs auch abschätzig benutzt um die neue Stilrichtung zu beschreiben. So bildet ein impressionistisches Werk nicht den gezeichneten Gegenstand ab, sondern den Eindruck, der von ihm ausgeht. Die Künstler wollten die Augenblicklichkeit der Dinge einfangen, das Spiel des Lichtes und der Farben des Moments.
Von diesem Spiel aus Licht und Farben wird der Besucher gefangen genommen. Von Auguste Renoirs Ball der Mühle la Galette (Bal du moulin de la Galette) von 1876 schwebt er weiter zu Monets Seerosen (Nymphéas bleus) von 1919 und seiner Darstellung des Londoner Parlaments (Londres, le Parlement, Trouée de soleil dans le brouillard) von 1904. Die anderen ausgestellten Werke sind nicht weniger verzaubernd.
Weiter geht es zu den Postimpressionisten, die sich in den Sälen 38 bis 45 befinden. Die Künstler dieser Stilrichtung versuchten in den 1880 und 1890er Jahren den Impressionismus weiterzuentwickeln, wobei sie gleichzeitig die offizielle Akademische Kunst ablehnten. Ihre wichtigsten Vertreter waren Vincent Van Gogh und Paul Gauguin, die zeitweise zusammen im südfranzösischen Arles arbeiteten. Besonders berühmt sind die Selbstportraits Van Goghs sowie seine Sternennacht über der Rhone (La Nuit étoilée sur le Rhône) von 1888.
Kleinere Bereiche in der 5. Etage sind dem Kino von 1895 bis 1914 (Saal 47), graphischer Kunst (Saal 41) sowie dem Cabaret du Chat noir (Saal 46) gewidmet. Letzteres war ein 1881 im Pariser Montmartre eröffnetes Kabaret, in dem sich neben anderen Kunstformen ein mit Musik begleitetes Schattentheater etablierte.
Die Restaurants im Musée d’Orsay in Paris
Im Musée d‘Orsay in Paris befinden sich mehrere Restaurants, vor denen sich um die Mittagszeit lange Schlangen bilden. Das stimmungsvollste ist wohl das Café Campana in der 5. Etage, in dem Gerichte im Stil von Pariser Brasserien serviert werden. Es wurde von den brasilianischen Designerbrüdern Campana im Stil der Art Nouveau entworfen, wobei es auf wundervolle Weise gelungen ist, das riesige Ziffernblatt der einstigen Bahnhofsuhr einzubeziehen.
In der 1. Etage des Musée d’Orsay Paris befindet sich das Restaurant des ehemaligen Bahnhofshotels, in dem sich seit seiner Eröffnung im Jahre 1900 außer der modernen farbenfrohen Bestuhlung nicht viel verändert hat. In diesem historischen Ambiente lässt sich die französische Küche von Küchenchef Yann Landureau wohl besonders genießen.
Wer nur einen Snack für Zwischendurch sucht, begibt sich am besten ins Café de l’Opéra im Erdgeschoss.
Musée d’Orsay Tickets
Öffnungszeiten:
- Dienstag bis Sonntag: 9.30 Uhr bis 18 Uhr, donnerstags bis 21.45 Uhr
- Die Kassen schließen 17 Uhr bzw. 21 Uhr.
Eintrittspreise:
- An der Museumskasse: 11/ 14 Euro; Online: 13/ 16 Euro
- Audioguide: 5 Euro
- Ermäßigten Eintritt erhalten bis zu zwei Erwachsene, die ein Kind (bis 18 Jahre) begleiten, das in der europäischen Union ansässig ist.
- Der Eintritt ist kostenlos für alle unter 18-Jährigen, für alle 18-25-Jährigen, die in der europäischen Union anlässlich sind, Schwerbeschädigte und ihre Begleitung sowie Arbeitssuchende, Journalisten, professionelle Künstler, wissenschaftliches Personal öffentlicher Museen, Mitglieder des europäischen Parlaments sowie für Jedermann am jeweils ersten Sonntag eines Monats.
Wenn du dir die Schlange ersparen willst, kaufe deine Eintrittskarte am besten online. Ich wünsche dir viel Spaß beim Besuch des Orsay-Museums!
Warst du schon einmal im Orsay-Museum in Paris?
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