Werbung/ unbeauftragt/ unbezahlt
Letztes Wochenende waren wir für einen Kurzurlaub in der Normandie. Wir lagen am Sword Beach in Lion-sur-Mer, entdeckten die Schönheit der Stadt Caen und konnten die Vorbereitung anlässlich der Feierlichkeiten zum D-Day verfolgen.
Nicht nur Amiens lässt sich von Paris aus schnell erreichen, sondern auch die Atlantikstrände in der Normandie. Deshalb nutzen viele Pariser verlängerte Wochenenden dazu einen Kurzurlaub in der Normandie zu verbringen. Oft ist es sehr schwer, überhaupt noch eine Unterkunft in der Nähe des Meeres zu ergattern. Ich war deshalb total glücklich, dass es mir nach tagelanger Suche gelang, für das Himmelfahrtswochenende doch noch ein Haus zu mieten. Übrigens gerade mal einen Tag vorher.
Lion-sur-Mer
Nach Lion-sur-Mer sollte es gehen. Dabei handelt es sich um einen kleinen Ort an der Atlantikküste in der Normandie etwa 250 Kilometer nordwestlich von Paris. Es ist einer von etlichen Küstenorten an den kilometerlangen Sandstränden, die sich westlich von Le Havre erstrecken. Lion-sur-Mer liegt am sogenannten Sword Beach.
75 Jahre D-Day
Am morgigen 6. Juni wird hier der 75. Jahrestag des D-Days, also der Landung der Alliierten in der Normandie während des Zweiten Weltkrieges gefeiert. An jenem Tag landeten an den Normandiestränden Utah Beach, Omaha Beach, Gold Beach, Juno Beach und Sword Beach gut 150.000 Soldaten (Amerikaner, Briten, Franzosen, Polen, Kanadier und andere Commonwealth-Angehörige), die von 1.200 Kriegsschiffen und 7.500 Flugzeugen unterstützt wurden.
Anlässlich des Jubiläums des D-Days finden ungemein viele Veranstaltungen wie Militärparaden, Militärcamps, Feuerwerke oder Konzerte statt. Solltest du zufällig in der Gegend sein, schau dir das Programm an. Emmanuel Macron, Theresa May und Donald Trump werden an den Gedenkveranstaltung teilnehmen. Wir waren vorher da…
Der Sword Beach
Der acht Kilometer lange Sword Beach ist der östlichste der fünf Strände, an denen die Alliierten am D-Day landeten. Er ist der einzige Strand, an dem auch Franzosen, nämlich 177 Soldaten unter dem bekannten Kommandanten Kieffer an der Landung beteiligt waren.
Heute befinden sich an dem Strand mehrere Denkmäler, ein zum Museum umgestalteter deutscher Bunker (Musée du Mur de l’Atlantique), der den Deutschen damals als Kommandostation diente und viele weitere Überreste.
Eigentlich wollte ich mir all das während unseres Aufenthaltes ansehen. Aber dann war das Wetter so schön, dass ich einmal am Strand angekommen, nicht mehr in der Lage war, mich von der Stelle zu bewegen, außer natürlich ins Wasser. Das war übrigens trotz sommerlicher 25 Grad erfrischende 13 Grad kalt. Aber ich bin ja die Ostsee gewohnt.
Trotz unserer Lethargie, durften wir im vollen Umfang an den Feierlichkeiten zum D-Day teilnehmen, was uns doch etwas in Erstaunen versetzte. Natürlich ist dieses Jubiläum eine große Feier wert, aber der Überschwang der Festlichkeiten hat uns dennoch beeindruckt: Viele Häuser waren mit französischen, britischen, und amerikanischen Flaggen bestückt.
Im Supermarkt wurden D-Day-Kekse verkauft. Überall fuhren Militärfahrzeuge herum, deren Fahrer freundlich von den Anwohnern gegrüßt wurden und die teilweise mit Herzen geschmückt waren. Jeden Morgen düsten Flugzeuge im Tiefflug über den Strand, denen Kinder fröhlich zuwanken. Wie schön, dass wir heute in Frieden leben dürfen.
Caens unbekannte Schönheit
Wenn man schon mal in diesem Teil der Normandie ist, lohnt sich ein Abstecher in die Stadt Caen. Diese ist zwar recht unbekannt, hat aber einiges zu bieten.
Ihrem berühmtesten Bewohner, nämlich Wilhelm dem Eroberer (1027-1087), hat die Stadt eine Burg und zwei prächtige Abteien zu verdanken. Wilhelm der Eroberer war seit 1035 Herzog der Normandie und wurde 1066 auch König von England.
Der Ursprung der zwei Abteien geht auf einen Disput zurück. Denn Wilhelm heiratete seine entfernte Cousine Mathilde von Flandern und geriet daraufhin in Kirchenbann. Um den Papst zu besänftigen, gab er 1066 den Anstoß zum Bau eines Mönchsklosters, der Abbaye aux Hommes. Sie wurde im romanischen Stil begonnen, aber erst im 13. Jahrhundert im gotischen Stil fertig gestellt. Wilhelm liegt bis heute hier begraben.
Das Pendant zum Mönchskloster, das Nonnenkloster Abbaye aux Dames, wurde zwischen 1060 und 1080 von Königin Mathilde gegründet. Auch sie fand in dem Kloster ihre Grabstädte.
Bis zur Burg von Caen haben wir es leider nicht mehr geschafft. Dabei habe ich es etwas bedauert, dass wir uns nicht mehr Zeit für die Stadt genommen haben. Aber unser kurzer Ausflug hat ausgereicht, den Entschluss zu fassen, unbedingt eines Tages wieder zu kommen.
Die lange Rückfahrt von unserem Kurzurlaub in der Normandie
Dass ganz Paris am Wochenende einen Kurzurlaub in der Normandie verbrachte, merkten wir übrigens auch auf der An- und Abreise. Auf der Hinfahrt fuhren wir mit Erfolg einen Umweg, um dem Stau zu entgehen. Auf der Rückfahrt ist uns das nicht gelungen, da sich auf unserer Stau-Umfahrungsstrecke selbst ein Unfall ereignete und nichts mehr ging. So mussten wir notgedrungen die völlig verstopfte klassische Normandie-Paris- Autobahn wählen.
Als wir keine Lust mehr auf Stau hatten, haben wir in der 16.000 Einwohner großen Stadt Elbeuf-sur-Seine (der südlichsten Gemeinde des Departements Seine-Maritime) das einzige offene Restaurant besucht. Zu unserem Erstaunen war es wirklich gut! Wenn es dich also wider Erwarten einmal nach Elbeuf verschlägt und du Hunger hast, geh unbedingt in das chinesische Restaurant Grande Muraille.
Bist du gerade in der Normandie unterweges? Dann ist ein Abstecher zum Mont-Saint-Michel oder zu Claude Monets Seerosenteich in Giverny vielleicht genau das Richtige für dich. Möchtest du mehr von Nordfrankreich sehen? Dann begleite mich nach Amiens oder zum Mittelalterfest in Provins! Oder schau dir den spannenden Bericht von 2 on the go über Straßburg im Winter an? Nach Paris geht es hier lang!
Warst du schon einmal für einen Kurzurlaub in der Normandie, Caen oder Elbeuf? Oder für längere Zeit? Was hast du erlebt? Welche Orte kannst du empfehlen?
8 Kommentare
Hallo Feli,
Als ehemaliger Bewohner – un Eingeborener – der Normandie möchte ich auf deine Frage antworten.
„Warst du schon in Caen für längere Zeit? “ Ja! 1953 wurde ich in Normandie geboren und habe lange Jahre in Cherbourg verbracht. Drei Jahre lang habe ich Recht an der Uni Caen studiert.
„Was hast du erlebt? “ Caen und viele Städte wurden nach dem Krieg wieder aufgebaut und sind also neu, gastlich und angenehm. Das ist die „lächende Normandie“.
„Welche Orte kannst du empfehlen?“ In Caen: die mittelalterische Altstadt. Ich empfehle dir, sie zu besichtigen: du wirst es nicht bedauern. In der Nähe von Cherbourg sind zwei ganz verschiede Regionen:
– im Westen liegt La Hague, eine Landschaft die Irland gleicht;
-im Osten liegt der Val de Saire, der der Bretagne ähnlich ist.
Leider sind diese beide wunderbare Regionen durch eine Atomkraftwerk entgestellt.
Eine weitere Bemerkung: die Kanzlerin ist heute in Portsmouth an der Seite von Macron, May und Trump eingeladen worden. Ich weiß nicht, ob sie morgen in Frankreich anwesend ist.
Vielen Dank für deine deutlichen und humoristischen Beiträge: deine äußerere Ansicht finde ich ganz nützlich.
Hallo Hervé,
schön, dass du wieder hier bist und vielen Dank für deine Ergänzungen!
Viele Grüße
Feli
Liebe Feli,
Eine viel zu kurze Besichtigung…Falls du nach Caen zurückkehrst, solltest du die folgenden Sehenwürdigkeiten besichtigen: das Denkmal für Frieden, die Kirche Saint-Pierre, das Schloss von Wilhelm dem Erober, manche Patrizierhäuser, usw.
Achte bitte auf die Staus am Wochenende: die Rückkehr nach Paris ist schrecklich!
Viele Grüße!
Hervé
Auch solltest du die einheimischen Spezialitäten probieren: Kaldaunen „à la mode de Caen“, Forelle „aux amandes“, Käsen aus Livarot und Pont-l’Evêque, Wurst von Vire, Butter und Milch aus Isigny, Apfelwein aus dem Pays d’Auge, usw. Guten Appetit! Achte aber auf deine Figur!
Caen ist beeindruckent, mir aber zu groß. Von Caen aus an der Perlmutküste entlang gen Norden gibts aber noch viele tolle Abschnitte. Z. b. den Port en Bessin und die angrenzendes Küste mit den Klippen. Sehenswert!!
Viele Grüße nach P.
Ben
Hallo Ben!
Den Port en Bessin kenne ich noch nicht, aber auch ich finde die ganze Gegend ganz zauberhaft.
Viele Grüße
Feli
Liebe Feli,
eine liebe Freundin hat ein Buch über die Normandie geschrieben. Seither reizet mich diese wunderschöne Gegend, die Du auch toll beschreibst.
Wenn ich das so sehe sollte ich wirklich mal eine längere Frankreich Tour ins Auge fassen.
Für einige Ecken nehme ich dich dann als Insider-Reiseführer mit.
Tausche auch gegen eine schöne Bayern-Tour für Dich 🙂
Liebe Grüße, Katja
Liebe Katja,
sehr gerne! Sag Bescheid, wenn du Pläne hast! Allerdings hat Frankreich noch sehr viel mehr schöne Ecken als die Normandie und die Côte d’Azur. Das dürfte also eine lange Reise werden.
Liebe Grüße
Felicitas