Ich werde oft gefragt, wie ich nach Frankreich gekommen bin…
Es wird dich vielleicht überraschen! Aber ich habe die Urlaube meiner Kindheit und Jugend nicht regelmäßig in Südfrankreich verbracht. Ich habe auch nicht schon immer davon geträumt, irgendwann einmal nach Frankreich auszuwandern. Frankreich war nicht seit meiner frühen Jugend mein Sehnsuchtsort. Südfrankreich kannte ich gar nicht.
Ein paar Worte über meine Kindheit
Wie wohl viele Ostberliner Kinder habe ich die meisten Urlaube meiner Kindheit an der Ostsee verbracht. Das Meer habe ich schon immer geliebt. Auch wenn man die Ostsee wohl eher als ein „Meerchen“ bezeichnen kann.
Europa…
Nach dem Fall der Mauer – ich erlebte in jenen Tagen meinen 8. Geburtstag – nutzten meine Eltern die neu gewonnene Freiheit für Entdeckungsreisen nach Europa. Besonders oft ging es dabei nach Italien. Wenn sich also während meiner Jugend überhaupt so etwas wie ein Sehnsuchtsort entwickelte, so lag er sicher irgendwo zwischen Lucca, Florenz und Siena in der Toskana.
In Frankreich war ich vor meinem 25. Geburtstag nur selten, wenn man mal von einer kurzen Episode in Metz, an die ich mich nicht mehr erinnern kann, und endlosen Stunden auf französischen Autobahnen auf dem Weg in den Süden absieht. Das lag aber nicht an mangelndem Interesse, sondern vielmehr an der Tatsache, dass eine Frankreichreise verglichen mit einem Urlaub in Italien oder Spanien damals relativ teuer war.
…und Frankreich
Einen Frankreichurlaub gab es aber doch. Im Jahr 1992 verbrachten ich mit meinen Eltern und einer befreundeten Familie zwei wunderbare Wochen in der Orangerie eines Schlosses, das in der Bretagne lag. Auch die Orangerie war herrschaftlich eingerichtet und ich erinnere mich noch gut, dass wir Kinder nicht auf das schon fast antike Sofa durften. Während dieses Urlaubs schwammen wir im Atlantik, sammelten Meeresschnecken am Strand, besuchten Saint-Malo und den für mich besonders beeindruckenden Mont-Saint-Michel.
Ein paar Jahre später – ich war vielleicht 14 – war ich dann für einen Schüleraustausch in Aulnay-sous-Bois, einem dieser schmucklosen Pariser Banlieues. Hätte mir damals jemand erzählt, dass ich eines Tages selbst nur 20 Kilometer weiter wohnen würde, hätte ich es wohl nicht geglaubt. Obwohl ich mich bemühte, den Kontakt zu meiner damaligen Gastfamilie aufrechtzuerhalten, riss er nach ein paar Jahren ab.
Berlin und ich
Ich war ja noch jung und Berlin war in den 15 Jahren nach der Wende der aufregendste Ort der Welt. Zumindest für mich! Wir waren so frei. Wir tanzten das Leben und unsere Jungend und träumten von noch mehr Freiheit. Ehrlich gesagt, dachte ich es würde ewig so weitergehen.
Ich begann zu studieren, erst Physik, dann Publizistik- und Kommunikationswissenschaften und schließlich Geschichtswissenschaften. Und ich lernte Sprachen: Englisch, Französisch, Latein und Arabisch.
Aber irgendwann war die Luft raus. Zu meinem 25. Geburtstag – immerhin ein Vierteljahrhundert- fragte ich mich, ob diese meine Welt denn schon alles gewesen sein soll.
Gab es da draußen nicht noch viel mehr zu entdecken und zu erleben? Ich musste hier weg!
Nur wohin? Wohin eigentlich?
Da ich damals zu den eher ängstlichen – oder euphemistischer ausgedrückt – vorsichtigen Menschen gehörte, war die Auswahl nicht besonders groß. Da ich noch Studentin war, war ein Auslandsaufenthalts im Rahmen meines Studiums naheliegend. Aber trotz des ganzen Sprachenlernens reichten höchstens meine Englisch- oder Französischkenntnisse dazu aus, von einem Aufenthalt in einem anderen Land überhaupt zu träumen. Eigentlich reichten noch nicht einmal sie.
Die Entscheidung für Frankreich fiel schnell, einfach weil ich Frankreich und die französische Sprache schon immer anziehender fand als das anglophone Duo. Außerdem waren die wenigen Austauschplätze in den englischsprachigen Ländern heiß umkämpft, nach Frankreich schien kaum einer zu wollen.
Ich schaute mir auf einer Karte die zur Auswahl stehenden Austauschuniversitäten an. Am weitesten von Berlin entfernt war die „Universität des Mittelmeers Aix-Marseille“. Sie hieß wirklich so!
Voilà! Frankreich ich komme!
Erasmusabenteuer in Aix-en-Provence in Frankreichs Süden
Mein Jahr in Aix-en-Provence war ein Erasmustraum. Viele gut gelaunte Leute aus ganz Europa verbrachten zusammen ein nicht zu anstrengendes Studienjahr in traumhafter Atmosphäre mit strahlendem Sonnenschein. Wenn wir nicht gerade in der Uni waren, saßen wir im Café oder am Strand.
Zugegeben, viele Franzosen waren nicht unter uns. Offenbar fühlten sie sich von der Horde schlecht ihre Sprache sprechender Ausländer nicht besonders angezogen. Aber das war nicht schlimm, nur nicht besonders günstig für die Entwicklung unserer Sprachfertigkeiten.
Die meisten von uns versuchten das Jahr in Frankreich so weit wie möglich zu genießen. Ich hatte außerdem den festen Plan, aus dem Jahr rauszuholen, was nur ging. Ich wusste nicht, wo ich hinwollte. Aber zurück nach Berlin wollte ich nicht. Irgendwie hatte ich mit meinem alten Leben abgeschlossen.
Zumindest aber wollte ich meine Magisterarbeit während dieses Jahres in Aix-en-Provence beginnen, denn hier war das französische Kolonialarchiv und auf Kolonialgeschichte hatte ich mich während meines Studiums spezialisiert.
Unsichere Jahre zwischen den Welten
Wie es das Schicksal so wollte, verliebte ich mich in den letzten Wochen meines Erasmusjahres. Mein feuriger Südfranzose versprach mir – wie sollte es anders sein – ewige Liebe und wir begannen von einer gemeinsamen Zukunft zu träumen.
Erst einmal musste ich aber zurück nach Berlin und mein Studium beenden. Es folgten sieben, unendlich anstrengende Jahre Fernbeziehung. Gerade in den ersten Jahren waren wir oft monatelang getrennt.
Aber wir näherten uns an. Er zog nach Marseille, dann nach Grenoble und schließlich auf mein Drängen hin nach Paris. Oder um genau zu sein, nach Bagneux einen der berühmt-berüchtigten Pariser Banlieues. Unsere Wohnung war etwa 20 Quadratmeter groß, lag an einer sechsspurigen Straße und ein paar Kakerlaken wohnten mit uns dort. Zwei Jahre später sind wir glücklicherweise ein paar Kilometer weiter nach Montrouge gezogen.
Zwischen Paris und Essen
In diesen ersten Jahren in Paris studierte mein Mann noch. Dadurch lernten wir schnell viele neue Leute kennen, die von überall auf dem Planeten kamen. Ich träumte davon zu promovieren und fand schließlich eine Doktorandenstelle an der Universität in Essen. Das war ein Glück, denn zwischen Essen und Paris liegen mit dem Thalys nur dreieinhalb Stunden Fahrt. So pendelte ich fortan zwischen den beiden Städten. Drei Tage Paris, vier Tage Essen oder umgekehrt. Zwischendurch immer wieder auch Berlin, um meine Oma zu besuchen, die im Pflegeheim lag.
Thematisch beschäftigte sich meine Arbeit mit der Kolonialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, vor allem in Afrika und im Nahen Osten. Ich unterrichtete Studenten, redigierte eine wissenschaftliche Zeitschrift und schrieb eine Doktorarbeit. Sie beschäftigte sich mit interethnischen Konflikten in der französischen Kolonie Algerien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Entscheidungen
Mein Mann und ich entschieden uns derweil füreinander. 2014 heirateten wir in Moustiers-Sainte-Marie in der Provence, einem der schönsten Dörfer Frankreichs. 2015 lief dann meine Stelle aus. In jenem Jahr verließ ich Deutschland endgültig Richtung Frankreich. Ich kündigte nicht nur meine Wohnung, sondern auch Versicherungen, verließ meine Krankenkasse und meldete mich aus Deutschland ab. Wieder ein Jahr später, 2016 wurde ich Mutter einer wunderbaren Tochter.
Im Juni 2018 bin ich mit meiner Familie ein letztes Mal nach Essen gefahren. Mit meinem Kind auf dem Rücken betrat ich sehr müde und aufgeregt meinen ehemaligen Arbeitsplatz. An jenem Tag habe ich meine Doktorarbeit verteidigt. Heute darf ich mich Doktorin der Philosophie nennen.
Mittlerweile wohnen wir in Nizza. Am 30. September 2019 sind wir im Pariser Gare de Lyon in einen Zug gestiegen und haben unserem alten, Pariser Leben nach neun Jahren den Rücken gekehrt, um in eine neue, unbekannte und aufregende Zukunft zu starten. Dass sie so aufregend würde, hätte ich allerdings nicht erwarten. Auch nicht, dass wir wohl für Jahre die letzte Chance genutzt haben.
Aufbruch in den Süden
Es war im September 2018, nach dem Ende der Sommerferien und in Aussicht auf ein weiteres monotones Jahr in Paris, als ich meinem Mann offenbarte, dass unsere Pariser Jahre jetzt endgültig vorbei sind. Dass ich unmöglich weiter in dieser Stadt leben konnte und dass ich unseren Lebensort und unser Lebensumfeld nicht mehr ertrug. Dass auch unsere Freunde, so wertvoll sie mir waren, nicht ausreichten, um dieses schlechte Gefühl, das mich umgab, aufzuheben.
Für meinen Mann und mich war immer klar gewesen, dass Paris nur eine Zwischenstation bleiben sollte. Immer wieder hatten wir uns zugesichert, dass wir irgendwann, eines Tages, entweder zurück nach Berlin oder nach Südfrankreich – hier stammt mein Mann her- kehren würden.
Nun, im September 2018 aber reagierte mein Mann plötzlich sehr zögerlich, meinte, dass wir ja in sechs Monaten mal schauen könnten. „Nein!“ Hielt ich entschieden dagegen. Sechs Monate wären undenkbar lang und auch völlig sinnlos, da es sowieso entschieden wäre. Schließlich lenkte er ein. Ich bin in der glücklichen Lage, einen Mann zu haben, der die meisten wichtigen Entscheidungen in unserem Leben mir überlässt.
Der Traum von einem Leben zwischen Mittelmeer und Alpen in Frankreich
Dass es Südfrankreich wurde und nicht Berlin hatte nicht, wie man denken könnte, romantische Gründe, sondern ganz praktische. Man mag es kaum glauben. Aber ein Neuanfang war für uns im Süden Frankreichs viel einfacher als in Berlin, wo es mich nach langer Zeit wieder hingezogen hätte.
Denn für ein Leben in Berlin hätten wir beide viel mehr arbeiten müssen als im schönen Süden. Es war viel komplizierter zu organisieren. Denn es wäre für uns beide ein Neustart gewesen, die Löhne waren niedriger und mein Mann hätte sein schlechtes Deutsch gehörig aufbessern müssen. Außerdem wäre es in Berlin wohl unmöglich gewesen, spontan einen Betreuungsplatz für unser Kind zu organisieren. In Frankreich kam sie mit fast drei Jahren in die Vorschule.
Für Nizza entschieden wir uns, da die Firma meines Mannes hier eine Filiale hatte. Was für ein Glück! Schon vor zehn Jahren hatte ich davon geträumt nach Nizza zu gehen, einfach weil es eine Stadt war, die am Meer lag. Dabei kannte ich sie damals noch gar nicht.
Umso länger mein Mann über seine Arbeitsmöglichkeiten an der Côte d’Azur recherchierte, desto besser fand er die Idee. Schließlich bewarb er sich auf einen intern ausgeschriebenen Posten, den er nach mehreren Bewerbungsgesprächen auch erhielt. Ehrlich gesagt, frage ich mich bis heute, warum das so einfach war. Es gibt in Paris schließlich Horden gut ausgebildeter Fachkräfte. Wollte von denen allen Ernstes niemand dieses beengte Leben in der völlig überteuerten Großstadt gegen das Mittelmeer eintauschen?
Krisenzeit
In jenem Jahr, in dem wir unseren Abschied von Paris vorbereiteten, wurde mir noch etwas anderes klar. Denn den Dezember 2018 verbrachten wir in Thailand. Eines Abends – meine beiden Lieben schliefen schon – lass ich einen Artikel über den Klimawandel in einem Nachrichtenmagazin. Der Artikel sorgte später für einen Skandal als herauskam, dass ein an ihm beteiligter Journalist, nicht ordentlich recherchiert hatte, sondern sich seinen Teil der Geschichte einfach ausgedacht hatte.
In jenem Artikel wurde eine Vision von der baldigen Klimawandelwelt erschaffen. Ich war – ich kann es gar nicht anders sagen – zu Tode erschrocken. Sicher war diese Reaktion irgendwie naiv und fast schon kindisch, denn die Nachrichten über den Klimawandel waren ja keine Neuigkeit.
Bei mir dauerte es bis zur Erkenntnis eben leider ein bisschen länger. Dafür war sie nachhaltig. Fortan nervte ich meinen Mann kontinuierlich, dass unsere alte geliebte Welt, wie wir sie kannten, bald der Vergangenheit angehören würde und dass wir uns auf gewaltige Veränderungen vorbereiten müssten.
Als wir in der Nacht des 30. Septembers 2019 den Bahnhof von Nizza erreichten, hätte ich tatsächlich nicht geglaubt, dass uns in der schönen Prä-Corona-Welt gerade noch fünf Monate blieben.
Auf eine glückliche Zukunft!
Was für ein Glück, dass wir das Jahr 2020 mit seinen endlosen Lockdowns nicht in Paris, sondern in Nizza verbringen durften.
Im Sommer, nach dem ersten und ewig erscheinenden Lockdown, taten wir etwas ganz Verrücktes! Wir kauften ein Haus mitten in einem Nationalpark in den französischen Seealpen! Den Kaufvertrag unterschrieben wir am 29. September 2020, also am letzten Tag unseres ersten Jahres an der Côte d’Azur. Drei Tag später fegte ein schreckliches Unwetter über unser neues Haus hinweg und zerstörte das Tal, in dem es liegt.
Aber keine Angst! Wir bereuen unsere Entscheidung nicht und würden unsere neue Heimat, diese wundervolle Region zwischen Mittelmeer und Alpen, gegen nichts in der Welt mehr eintauschen.
Wie es uns seit unserem Umzug ergangen ist, erfährst du in meinen Artikeln über mein Leben.
13 Kommentare
Hallo „BerlinerinInFrankreich“,
auf Deinen Blog bin ich via Instagram aufmerksam geworden.
Sehr interessanter Blog, sehr interessantes Insta-Profil. Du magst mich vielleicht auch kennen – dirk.h.higgins. Hier und dort haben wir schon mal ein paar Worte auf Insta gewechselt.
Als ebenfalls „Ostberliner Kind“ habe ich in meinem Leben auch ein Faible für Frankreich entwickelt und nun auch offenbar meine Frau angesteckt. Frag nicht, wie oft wir schon in Nizza und Umgebung waren. Und nun sind wir froh, dass es in 5 1/2 Wochen losgehen kann nach Monaco, Èze, Menton, Nizza, Cannes, Sant-Tropez, … Wir werden mit dem Auto fahren und haben so die Möglichkeit, ganz viel Neues zu entdecken. Wir freuen uns schon riesig.
Aber noch etwas treibt uns um. Und vielleicht hast Du ein paar Tips für uns.
Wir denken ernsthaft darüber nach, eine Immobilie an der Cote d’Azur zu erwerben für den Urlaub und später als Alterswohnsitz.
Vielleicht kannst Du Deine Erfahrungen mit uns teilen? Was gilt es zu beachten? Wie läuft das ab? …
Herzlichen Glückwunsch zu Eurem Haus übrigens! Auf das es Euch auf ewig viel Freude bereite!
Liebe Grüße,
Dirk
Hallo Dirk!
Klar kenne ich dich, wir haben uns doch schon unterhalten. Dass ihr euch auf euren Urlaub freut, kann ich mir vorstellen. Als wir gestern abend in der Altstadt waren, war die Stimmung ganz besonders. Jeder hatte ein Lächeln auf den Lippen.
Immobilienkauf wäre vielleicht ein gutes Thema für einen eigenen Artikel. Danke für den Tipp! Allerdings müsste ich da auch selbst erst einmal recherchieren, denn vermutlich gelten für Menschen, die nicht in Frankreich leben andere Regeln. Hast du denn konkrete Fragen? Wo soll es denn hingehen?
Grundsätzliche habe ich den Eindruck, dass die Corona-Pandemie einen großen Einfluss auf den Immobilienmarkt hatte. Immobilien auf dem Land oder Häuser mit Garten sind stark nachgefragt. Der Markt ist wie leergefegt und die Preise stark angestiegen. Wir haben uns ja im letzten Frühling auch sofort Immobilien angeschaut. Bei Stadtwohnungen gilt eher das Gegenteil. Meiner Meinung nach sind auch die Preise für Wohnungen in Nizza – auch in Strandnähe – ehrheblich gesunken. Das Angebot ist sehr hoch. Ständig sieht man neue Schilder, die Wohnungen zum verkauf anbieten. Da wäre jetzt ein guter Zeitpunkt zuzuschlagen.
Liebe Grüße
Feli
Moin Feli,
das klingt ja gut. Ich kann mir was vorstellen zwischen Villefranche-sur-Mer und Saint-Tropez. Nizza selbst wäre auch cool. (Wenn der Flughafen nicht weit weg ist, hat das ja auch seine Vorteile.) Das Meer würde ich natürlich am liebsten sehen wollen vom Balkon oder einer Terrasse. Denn so könnte ich auch im HomeOffice von dort arbeiten. Lieber dort als in einer Berliner Stadtwohnung.
Und ja, eine „Stadtwohnung“ wäre uns lieber als ein „Anwesen“ auf dem Land. Ein echt spannendes Thema …
Liebe Grüße,
Dirk
Hallo Dirk,
also um eine Stadtwohnung zu kaufen, ist jetzt der richtige Zeitpunkt. In unserer Gegend sind die Preise -nach meinem Eindruck- bis zu 25 Prozent gesunken. Dank der Tram kommt man in Nizzavon allen Orten, die westlich der Altstadt liegen sehr schnell zum Flughafen. Habt ihr denn schon angefangen zu suchen? Es gibt ja einschlägige Internetportale.
Viele Grüße
Feli
Wir werden unseren Urlaub nutzen und uns umschauen. Ich glaube, es ist und bleibt spannend.
(Gerade gestern haben wir noch mal drei Nächte in Nizza dazu gebucht. 😉)
Das hört sich doch gut an! Da wünsche ich euch erst einmal einen schönen Urlaub!
Viele Grüße
Feli
Hallo liebe Feli,
Auch ich komme aus Berlin und wir wohnen in der schönen Provence nähe Manosque. Ca. 3 Stunden entfernt. Während der Coronazeit waren wir allerdings in Berlin. Ich fliege Ende Juli wieder nach Frankreich, um dort dann zu leben.
Vielleicht können wir uns ja mal persönlich treffen. Ende Oktober sind wir in Antibes
Liebe Grüsse aus Berlin
Irina
Liebe Irina,
vielen Dank für deine Nachricht. Das nenne ich einen mutigen Schritt, den ihr da vor euch habt! Etwas Neues zu beginnen, ist immer eine gute Idee! Die Provence ist auf jeden Fall eine gute Wahl.
Habt ihr immer noch die Idee, ganz nach Frankreich zu ziehen, jetzt wo sich Corona (hoffentlich) zu beruhigen scheint?
Manosque und Nizza liegen ganz schön weit auseinander. Da ist das mit einem Treffen eher schwierig.Ich bin mit Haus, Familie und Job leider ziemlich eingespannt.
Hast du denn konkrete Fragen zu Frankreich, der Auswanderung oder der Provence? Die beantworte ich dir gerne, wenn ich kann!
Viele liebe Grüße
Feli
Hallo liebe Felicitas,
ich bin durch ein paar Fotos von Dir auf Deinen Blog gestoßen. Es ist schön, dass Du von Frankreich dermaßen begeistert bist. Aber die größte Herausforderung kommt noch… wenn Deine Tochter in die Schule kommt und die Segnungen der éducation nationale über euch hereinbrechen. Erst, wenn Du als Mutter primaire, collège und lycée überstanden hast, bist Du in Frankreich angekommen.
Ich wohne seit über 25 Jahren in Frankreich und weiß, wovon ich rede…frag mal andere deutsche Expats (🤦♀️). Mein Sohn ist eine totale Ausnahme, er hat das autoritäre ganztägige französischen Schulsystem geliebt und noch eine zweijährige Prépa obendrauf gepackt. Mit 19 hatte er die überhebliche Bevormundung aber dann endgültig satt.
Wir haben ein Haus in der Nähe von Metz, eine Altbauwohnung in Nizza und eine Ferienwohnung am Cap Ferrat. Ich finde, dass dies ein sehr privilegiertes Leben ist, auch meine deutschen Freunde, die in Eze und Antibes wohnen, sind sich dieser Tatsache bewusst. Trotzdem ist es auch ein Ort, an dem Einheimische schuften müssen, um über die Runden zu kommen und das Leben dort nicht unbedingt genießen. Lediglich am Cap Ferrat herrscht noch die Leichtigkeit des Südens.
Wer nach Frankreich umsiedelt, sollte bedenken, dass es viele bürokratische Hürden gibt und die Franzosen nicht nur nett und hilfsbereit, sondern auch boshaft und überheblich sein können, z.B wenn Du zum dritten Mal auf der Matte stehst und Dinge von ihnen einforderst, die immer noch nicht klappen (zum Beispiel WLAN Anschluss), für die Du nichts kannst und die sie beheben könnten, wenn sie nur wollten, aber gerade keine Lust dazu haben.
Auch mit den Lehrern haben deutsche Expats stets ihre Freude. Du weißt schon, wie in Frankreich eine „Elternversammlung“ aussieht? Die Lehrerin thront in ihrem Klassenzimmer, draußen warten die Mütter wie die Hühner auf der Stange und werden dann in der Reihenfolge reingerufen. Drinnen erzählt Dir die Lehrerin, dass Dein Kind keine Ahnung hat und sich anstrengen soll. Und diese Prozedur darfst du bei rund 4 Fächern (Mathe, Französisch, Fremdsprache, Histoire-Géo) durchexerzieren. Viel Spaß!
Trotzdem könnte ich inzwischen nicht mehr dauerhaft in Deutschland leben, jeder Restaurantbesuch macht mich fertig, das Angebot des deutschen Supermarkts ebenfalls. Mein Sohn hat inzwischen die französische Staatsbürgerschaft, arbeitet aber in Genf. Seine Studienkollegen wohnen alle in Paris, aber da kann man nur hinziehen, wenn man entweder Millionär, Erbe einer schicken Immobilie – oder bekloppt ist.
Wie Du auf Breil sur Roya gekommen bist, wundert mich, da ist es sehr hübsch, aber irgendwie auch sehr einsam, provinziell und weit ab vom Meer. Ein mittelmäßiges collège dürfte es geben, fürs lycée musst du das Kind dann schon ins Internat schicken. Denk immer dran: das classement der Schule ist die heilige Kuh in Frankreich. Und Breuil ist da nicht gerade der Nabel der Welt…
Ich wünsche Dir natürlich alles Gute und hoffe, dass Du Dich in Breil wohlfühlen wirst.
Liebe Christine,
vielen Dank für deinen Kommentar! Ich freue mich immer zu hören, wie es anderen ergangen ist. Da ich erst einmal über deine Worte nachdenken will und dir auf deine vielen Anmerkungen angemessen antworten möchte, lass mir bitte ein paar Tage Zeit! Du wirst hier bald eine längere Antwort auf deinen Kommentar finden.
Bis bald also,
Felicitas
Liebe Christine,
vielen Dank noch einmal für deinen Kommentar! Ich freue mich immer zu erfahren, welche Erfahrungen andere Menschen gemacht haben!
Wie soll ich es ausdrücken? Seitdem mein Kind auf der Welt ist, hatte ich schon genug Gelegenheiten, mich mit dem französischen Erziehungssystem auseinanderzusetzen. Am Anfang rief es bei mir blankes Entsetzen hervor. Irgendwie habe ich es nicht gesehen, bevor ich Mutter wurde. Ich glaube die meisten Menschen tun das nicht.
Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass ich mich damit arrangieren muss. Es betrifft ja nicht nur die Schule, sondern die gesamte Gesellschaft. Ich erziehe mein Kind nnun ach meinen Vorstellungen und lebe damit, dass ich damit vermutlich auslöse, dass sie sich von anderen unterscheidet.
Sie ist jetzt im dritten Jahr in der Maternelle und hat gerade die Schule gewechselt, da wir die Zustände auf der vorherigen für untragbar hielten. Mir sind 25 Steine vom Herzen gefallen als wir den Platz bekamen… Jetzt geht es ihr auch wirklich merklich besser!
Ich glaube, es ist für die meisten Menschen schwierig sich in eine Gesellschaft zu integrieren, in der sie nicht sozialisiert wurden. Das führt immer zu Frustrationen. Das Problem ist ja auch, dass man vorher nicht weiß, was einen erwartet und wo die Unterschiede liegen. Deshalb wandern viele Auswanderer nach ein paar Jahren zurück. Ich glaube aber nicht, dass das eine deutsch-französische Geschichte ist, sondern ein ganz grundsätzliches Problem.
Ich selbst nehme es nicht so wahr, dass ich hier in Frankreich aufgrund meiner Herkunft diskriminiert werde. Frankreich hat mich herzlich aufgenommen und es mir nicht schwieriger gemacht als Deutschland. Mittlerweile sehe ich mich auch nicht als deutsche Expat. Da in meiner Familie und meinem Umfeld alle Franzosen sind, werde auch ich anders wahr- und aufgenommen. Hinzu kommt, dass ein hoher Bildungsabschluss in der französischen Gesellschaft Respekt auslöst. Das betrifft auch die Schule.
Breil-sur-Roya ist natürlich provinziell, aber das ist wohl der ganze Süden. Wir finden es großartig, da wir gerade mal 20 Kilometer vom Mittelmeer und der überbevölkerten Côte d’Azur in beinahe unberührter, menschenleerer Natur sein können. Es ist ja denkbar, dass sich der Lebensstil der Menschen in den nächsten Jahren ändern müssen wird 🙂 . Aber wir werden uns ein Standbein in Nizza bewahren. Die Schule unseres Kindes ist auch hier.
Und du? Wo ist dein Lebensmittelpunkt? In Nizza oder Metz?
Viele liebe Grüße
Felicitas
Vielen Dank, liebe Felicitas. Du musst Dir nicht so viel Mühe machen mit einer Antwort. Ich habe nur mal so runtergeschrieben, was mir gerade in den Kopf kam. Übrigens habe ich mal eine sehr nette Deutsche kennengelernt, die in einem romantischen und etwas einsamen Bilderbuchdorf hinter dem Mont
Ventoux lebt. Sie musste zu ihrem Entsetzen ihre Kleine schon mit 10 ins Internat nach Carpentras schicken, weil es weit und breit keine Schule gibt. Wer mit kleineren Kindern nach Frankreich aufs Land zieht, sollte das bedenken.
Was die Immobilien in Nizza angeht, kann ich exakt bestätigen, was Du schreibst: sie sind innerhalb der Stadt preislich etwas gefallen, dafür rundherum (Villefranche, Eze, St Jean und vor allem Beaulieu) ganz extrem gestiegen bzw. es gibt überhaupt nichts mehr auf dem Markt. Sehr ärgerlich ist es, wenn der letzte Mist für irre Preise angeboten wird, übrigens oft von Ausländern… die französischen Immobilienagenturen sind darüber überhaupt nicht glücklich. Sie wollen ja verkaufen und nicht auf überteuerten Ladenhütern sitzen bleiben. Deshalb Rat an alle, die an Immobilien denken: Felicitas hat Recht, Nizza ist derzeit erschwinglich, drumherum ist alles verrückt geworden. Viele liebe Grüße Christine
Liebe Christine,
ja wir haben uns ja auch sofort nach dem Lockdown auf eine der letzten Immobilien in der NAtur gestürzt 🙂 . Viele unserer ausländischen Nachbarn waren auch beinahe 2 Jahre nicht hier. Da lohnt es sich übers Verkaufen nachzudenken.
Dass viele Franzosen schon in jungen Jahren aufs Internat gehen, weiß ich. In der Familie meines Mannes waren so ziemlich alle auf dem Internat, schon in der Generation der heutigen Großeltern. Die meisten haben daran übrigens positive Erinnerungen. Ich kann mir das aber ehrlich gesagt, selbst auch nicht vorstellen und hoffe, meine Kleine bleibt noch etwas :-).
Liebe Grüße
Felicitas